Lampe mit Snoot vs. Blitz mit Snoot

“Brauch’ ich dafür einen Blitz oder reicht eine Lampe?”. Das ist die Frage, die mir wahrscheinlich am häufigsten gestellt wird. Meine übliche Antwort ist in der Regel: Wenn du nur fotografierst würde ich den Blitz, der Lampe grundsätzlich vorziehen.

Ob das bei Nahaufnahmen mit dem Snoot anders aussieht, kläre ich mit diesem Artikel.

 

Was habe ich eigentlich getestet?

Ziel meines Tests war herauszufinden, welche Unterschiede es zwischen den Fotos mit der Snoot-Lampe und einem Blitz mit Snoot gibt und wo diese eventuell liegen. Ich behandle hier nicht die Grundlagen der Snoot-FotografieZum Thema Makro-Fotografie mit dem Snoot gibt es eine komplette Artikelserie, in der ich verschiedene Bauformen zeige und auch die Basics erkläre. Hier geht’s zur Snoot-Übersicht..

Da in der Makro-Fotografie oft sehr weit abgeblendet wird und dadurch sehr wenig Licht auf den Kamerasensor trifft, habe ich mich bei der Lampe für die WeeFine Smart Focus 6000Die Smart Focus 6000, ist die mit Abstand beste Fokuslampe, die ich bisher testen durfte. Einen ausführlichen Bericht findest du hier. entschieden. Diese Lampe ist nicht nur überaus lichtstark, sondern kann auch mit dem Weefine-eigenen Optical Light Collector ergänzt werden.

Auf der Blitz-Seite arbeite ich mit dem Sea&Sea YS-D2Als Referenz-Blitz verwende ich den neuen (gelben) Sea&Sea YS-D2. Hier findest du den ausführlichen Testbericht zum YS-D2., den ich mit dem Retra LSD Ultimate SnootDer Retra Snoot ist zwar mit Abstand der teuerste Snoot für die Unterwasserfotografie. Dafür ist er als Zubehör auch wesentlich flexibler als die Produkte der Mitbewerber. Hier kannst du nachlesen, was den Retra Snoot so besonders macht. zu einem vollwertigen Snoot-Setup erweitere.

 

Teil 1 Vergleich an Land

Im ersten technischen Teil, habe ich unter anderem die Lichtstärke verglichen und den Abstrahlwinkel sowie das Leuchtbild untersucht.
 

Helligkeit

Wie schon zu erwarten war, ermöglicht der Blitz wesentlich mehr Belichtungszenarien – auch mit Snoot. Bei einer Blende von F22 bei ISO100 ist das Motiv bei voller Leistung mit dem Retra Snoot immer noch optimal ausgeleuchtet. Die WeeFine dagegen, sorgt für eine dezente Beleuchtung, die die Formen meines Motivs höchstens erahnen lassen. Senke ich die Belichtungszeit auf 1/500s ist das Bild, das mit der WeeFine beleuchtet wurde, schwarz.

Vergleich der Helligkeit - WeeFine Smart Focus 6000 und Sea&Sea YS-D2 mit dem Retra Snoot

Vergleich der Helligkeit – WeeFine Smart Focus 6000 und Sea&Sea YS-D2 mit dem Retra Snoot

Dieses Ergebnis bedeutet nicht, dass mit der Lampe keine korrekt belichteten Bilder möglich sind! Hier wollte ich einfach nur deutlich zeigen, wie viel heller der Blitz eigentlich ist. Gleichzeitig wird deutlich, dass die Leistung, die die LED-Lampe bringt, auch immer von der Belichtungszeit abhängig ist, und bei extrem kurzen Belichtungszeiten nicht mit dem Blitz mithalten kann. Bei Tauchgängen in der Dämmerung spielt die Leistung nur eine untergeordnete Rolle, wie du an den Unterwasserfotos sehen wirst. Doch Tagsüber im GegenlichtTageslicht kannst du in Form von Gegenlicht wunderbar als gestalterisches Element einsetzen. Allerdings bist du hier auf eine starke Lichtquelle angewiesen. Hier kannst du nachlesen, wie du im Gegenlicht blitzen kannst. kommt die Lampe sehr schnell an ihre Grenzen.
 

Leuchtbild und Abstrahlwinkel

Um mir vorher ein Bild zu machen, welchen Bereich die beiden Snoots ausleuchten, habe ich ein Koordinatensystem aufgehängt und die beiden Lichtsysteme in jeweils gleichem Abstand (von der Vorderkante des Snoots gemessen) darauf ausgerichtet. Auch hier zeigt sich ein Vorteil des Retra Snoots. Dieser ist in der Lage bei einem Arbeitsabstand von zehn Zentimetern einen wirklich scharfen Kreis zu erzeugen. Mit größerem Abstand weichen die Ränder auf und der Durchmesser der angestrahlten Fläche nimmt zu.

Beim Snoot der WeeFine bin ich etwas enttäuscht. Unter einem Snoot hatte ich mir eigentlich etwas eng Strahlendes vorgestellt. Dabei ist aber schon bei einem Abstand von 10 Zentimetern das Leuchtbild doppelt so groß wie das des Retra Snoots. Zusätzlich erzeugt die Lampe eine leichte aber trotzdem sichtbare auslaufende Korona. Unter Wasser war bei meinen Nahaufnahmen immer der gesamte Bildbereich ausgeleuchtet.

Vergleich des Lichtkegels bei wechselndem Abstand - WeeFine Smart Focus 6000 und Sea&Sea YS-D2 mit dem Retra Snoot

Vergleich des Lichtkegels bei wechselndem Abstand – WeeFine Smart Focus 6000 und Sea&Sea YS-D2 mit dem Retra Snoot

Das Bild gibt es hier in voller Auflösung, damit du die Ränder der beiden Lichtkegel genauer betrachten kannst.

Soviel zur Theorie, denn Papier und Koordinatensysteme sind geduldig. Wie sieht es also in der Praxis unter Wasser aus?

 

Teil 2 – Vergleich im Wasser

Um möglichst ähnliche und damit vergleichbare Ergebnisse zu erzielen, habe ich beide Systeme unter realen Bedingungen im Wasser während des selben Nachttauchgangs getestet. Hierbei sind mir einige Dinge aufgefallen, mit denen ich zunächst nicht gerechnet hatte.

 

Ausrichten des Snoots

Wie sich schon an Land gezeigt hat, ist die ausgeleuchtete Fläche des Retra Snoots, schon recht klein. Optional lässt sich der Leucht-Durchmesser, dank der mitgelieferten Kunststoff-Einschübe, zusätzlich verkleinern. Durch den recht kleinen Lichtpunkt erfordert besonders das Ausrichten des Snoots etwas Gefühl und Zeit, um den richtigen Winkel zu finden. Mit etwas Übung geht das aber schon bald recht schnell.

Snoot Fotografie ist auch bei schlechter Sicht und vielen Schwebeteilchen möglich

Mit dem Retra Snoot sind auch bei schlechter Sicht spannende Bilder möglich

Gerade bei der Verwendung von Nahlinsen ergibt sich hier ein spürbarer vorteil. Durch den Diopter ist die Nahgrenze auf einen festen Abstand fixiert, weshalb der Snoot immer an die selbe Stelle leuchten kann. Trotzdem hatte ich hinsichtlich der Ausleuchtung mit dem Retra LSD am Anfang deutlich mehr Ausschuss als bei der Weefine.

Bei der Smart Focus 6000 ist die größere Fläche zwar hilfreich um das Motiv sicher zu treffen. Gleichzeitig hat der breitere Abstrahlwinkel den selben Nachteil, wie ein Blitz ohne Snoot: Mit dem Retra Snoot ist es möglich trotz vieler Schwebeteilchen zu fotografieren und spannende Bilder zu erzeugen. Mit der WeeFine war das Foto mit aufgrund der riesigen beleuchteten Fläche nicht nur hell, sondern auch viel zu unruhig. Der Effekt, den ich mir von dem Snoot für die WeeFine erhofft hatte, ist quasi nicht vorhanden. Ich hoffe, der Hersteller entwickelt einen weiteren Snoot-Vorsatz, der den Abstrahlwinkel auf ein Minimum begrenzt.

 

Fokuslicht

Rotes Fokuslicht am WeeFine Smart Focus 6000 mit Snoot Optical Collector

Rotes Fokuslicht gibt es mit dem Retra Snoot nicht

Hier war der Retra Snoot zunächst scheinbar auch im Vorteil. Durch das Fokuslicht meines YS-D2 konnte ich schon vor dem Auslösen sehen, wohin ich mit dem Snoot eigentlich leuchte.
Dabei war das Licht so schwach, dass die Tiere sich nicht gestört fühlten und ich mich bequem bis auf wenige Zentimeter nähern konnte.

Bei der Nutzung der Lampe ist mir zugegebenermaßen ein kapitaler Fehler unterlaufen, der mir erst hinterher bewusst wurde. Während meines Tauchgangs hatte ich die Lampe der Einfachheit halber, ohne Blitzkabel betrieben. So lief die Leuchte dauerhaft auf 100% Volllast, die nicht nur einen Fisch schon vertrieb, bevor ich mich auf einen Fokus-tauglichen Abstand genähert hatte.

Selbst Schuld, denn eigentlich ist das einer der größten Vorteile der WeeFine. Die Lampe ist in der Lage ein Fokuslicht in verschiedenen Farben zu erzeugen. Diese sind auch mit aufgesetztem Snoot (etwas schwächer) sichtbar. Gleichzeitig kann das Fokuslicht auch mit einer Leistung von 10% betrieben werden und vertreibt so auch keine Fische. Wird die Lampe über ein Lichtleiterkabel durch den Kamera-Blitz ausgelöst, kann die Blitzfunktion der Lampe das Foto trotzdem mit 100% der Lampenleistung, belichten.

Damit geht der Punkt für die dimmbare und farblich anpassbare Fokusfunktion doch an die WeeFine.

 

Schärfe und Lichtleistung

Dafür muss sich die WeeFine in Bezug auf die Bildschärfe und die Belichtungseinstellung, dem Blitzlicht doch geschlagen geben. Zwar lassen sich im Nahbereich einer Blende von f/4.5 auch kurze Belichtungszeiten (ca. 1/500s) realisieren. Damit entstehen auch mit der Lampe als Hauptlichtquelle scharfe Fotos.

Scharfe Bilder mit der Lampe als Hauptbeleuchtung kann auch scharfe Bilder erzeugen

Auch mit der Lampe sind scharfe Bilder möglich

Trotzdem sind die Bilder mit dem Blitz als Lichtquelle bei der selben Kameraeinstellung doch noch mal schärfer.
Das liegt einfach daran, dass der Blitz innerhalb eines Sekundenbruchteils abbrennt. Bei der Lampe wird das Motiv während des gesamten Belichtungsvorgangs weiter angestrahlt. Aus diesem Grund werden minimale Verwackler mit aufgenommen, die die Randschärfen von feinen Strukturen vermindern.

Nahaufnahme Kamberkrebs weefeine smart focus 6000 vs  sea&sea YS-D2 mit Retra LSD Snoot

Zusätzlich punktet das Blitzlicht mit stärkeren Kontrasten und einer besseren Farbwiedergabe. Die Bilder mit dem Retra Snoot wirken knackig und feinste Details sind klar erkennbar.
Dabei kommt nur ein geringer Teil der Blitzleistung zum Einsatz. Damit behält der Blitz (wie zu erwarten war) auch bei der Lichtstärke die Nase vorn. Die Lampe ist bei hellstem Tageslicht nicht immer in der Lage einen Lichtpunkt zu erzeugen, der gegen die Sonne als gegenlicht ankommt. Mit dem YS-D2 in Kombination mit dem LSD sind auch Close-Focus Wide-Angle Fotos kein Problem.

Ein weiterer Vorteil des Blitzes, der das Arbeiten gerade im Nahbereich sehr angenehm gestaltet, ist die TTL-Funktion. Diese funktioniert mit den richtigen Messmethoden sehr gut und die Belichtung lag auf zwanzig Bilder genau ein Mal daneben. Die WeeFine hingegen muss manuell gesteuert werden und liefert auch im Blitzmodus nur die voreingestellte Lichtleistung.

 

Fazit

Zugegebenermaßen war ich von der Snoot-Leistung des Optical Collectors etwas enttäuscht. Hier hatte ich eigentlich einen wesentlich engeren Lichtstrahl erwartet. Dafür kann ich über die Lichtleistung und die dadurch möglichen kurzen Belichtungszeiten, nicht meckern. Eventuell wiederhole ich den Test nochmal mit der WeeFine Smart Focus 1000, und den entsprechenden Snoot-Vorsätzen.

Ansonsten hat der Test meine Erwartungen in weiten Teilen bestätigt. Zwar sind auch mit der Lampe hervorragende Bilder möglich. Wenn es aber um das letzte Quäntchen Schärfe und Details geht, kommt man als Fotograf um einen Blitz nicht herum. Auch die Farbwiedergabe der LEDs ist nicht ganz so gut, wie die des Blitzes – und das sind einfach Eigenschaften, die ich persönlich sehr wichtig finde. Dafür ist es mit der Lampe möglich, nicht nur Fotos zu machen, sondern im Nahbereich auch zu filmen – und das bequem in verschiedenen Farben.

Daher werde ich meine Meinung zunächst nicht ändern und empfehle weiterhin Blitze für Fotos. Wenn du aber mehr Flexibilität suchst, bist du mit der Lampe definitiv besser beraten.

Hier noch Mal die Vor und Nachteile der Lampe

Vorteile Nachteile
  • Snoots direkt vom Hersteller
  • Günstiger als Blitz-Snoots
  • Hauptlicht ist gleichzeitig Fokuslicht
  • Videos mit Snoot sind möglich
  • Verschiedene Farben leicht möglich
  • Sehr einfach zu platzieren
  • Serienbildaufnahmen möglich
  • Anzeige der verbleibenden Brenndauer
  • Größerer Abtrieb unter Wasser
  • Lichtleistung geringer
  • Geringerer Kontrast
  • Größere beleuchtete Fläche
  • Schlechtere Farbwiedergabe

 
Hast du noch Fragen zum Test oder Anregungen für weitere Vergleiche? Schreib es mir einfach in die Kommentare.

2 Gedanken zu „Lampe mit Snoot vs. Blitz mit Snoot

  1. Ich sehe das ebenfalls so, dass ein Blitz sicher die bessere Wahl für Fotos ist.
    Ich stehe aber im Moment vor der Wahl, zu meinem bereits vorhandenen Blitz (Inon S-2000) eine zweite Lichtquelle anzuschaffen. Ist die Smart Focus 6000 in Kombination mit einem Blitz sinnvoll, oder wären hier auch 2 Blitze zu bevorzugen?

  2. Ich selbst bin ja gar kein Fan davon verschiedene Lichtquellen zu mischen, da die Lichtfarben sich doch unterscheiden können. Die Smart Focus 6000 ist den Blitzen zwar farblich sehr ähnlich und damit eine Ausnahme. Wenn du aber eigentlich nur Fotos machst, würde ich in einen zweiten Blitz investieren. Vielleicht sogar einen stärkeren Blitz.
    Dann könntest du verschiedene Beleuchtungs-Szenarien realisieren.

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