Endlich! Die Gewinner des englischen Fotowettbewerbs Underwaterphotographer of the Year 2019 stehen fest.
Wie zu erwarten, sind die Siegerbilder durchweg auf einem technisch sehr hohen Niveau. Daher freut es mich umso mehr, dass nicht nur die technische Kreativität im Mittelpunkt steht. Vielmehr bestechen die Bilder dieses Jahres besonders durch die Bildaussage und Bildgestaltung.
Die Bilder für diesen Artikel wurden mir dankenswerterweise von Peter Rowlands (UPY) zur Verfügung gestellt.
Haie verschlingen Papageifisch
Über 5000 hochkarätige Unterwasserfotos wurden dieses Jahr eingesandt. Hier einen Gewinner zu ermitteln, ist nicht einfach. Doch am Ende hat ein Foto des Engländers Richard Barnden das Rennen gemacht. Seine Aufnahme der Haie, die einen Papageifisch fangen und verschlingen, ist nicht nur technisch aufwändig. Auch inhaltlich besticht das Foto mit Spannung. Einen solchen Moment voller Action und Energie im richtigen Augenblick festzuhalten, hat den Titel des Unterwasserfotografen des Jahres 2019 definitiv verdient.
Barnden, der aktuell auf der Insel Palau lebt, gewinnt mit diesem Foto gleich in zwei Kategorien. Zu seinem Siegerbild, das in Französisch-Polynesien entstand, erzählt er eine spannende Geschichte: “Schon als ich abstieg, war der Boden von hunderten Haien verdeckt. Allein das erschrockene Zucken des unglücklichen Papageifischs reichte aus, den gesamten Schwarm Haie zu alarmieren. Als die Szene von Mord und Totschlag direkt auf mich zuraste, drückte ich instinktiv nur noch auf den Auslöser. Augenblicke später blieb von dem Papageifisch neben meinem Bild nur noch ein Schuppenregen in der Dunkelheit übrig.”
Siegerbilder gehen aber auch anders
Neben der spektakulären Aufnahme Barndens, haben es auch einige wesentlich ruhigere Bilder auf die ersten Plätze geschafft. Unter anderem eine gelungene Halb-Halb-Aufnahme von Taeyup Kim und eine verhedderte Schildkröte, die der Spanier Eduardo Acevedo entdeckte.
In diesem Foto wird, wie der Juror Alex Mustard feststellt, nicht nur das Plastikproblem deutlich. Viel mehr macht man sich bei dieser Aufnahme auch wieder bewusst, wie dramatisch die Gefahr durch Geisternetze ist. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass wenigstens diese Schildkröte durch die beiden Unterwasserfotografen gerettet werden konnte.
Aber unter den Siegerbildern waren noch mehr fantastische Aufnahmen zu finden. Damit dir das Ergebnis des Wettbewerbs nicht nur mit seinen Schattenseiten in Erinnerung bleibt, möchte ich dir hier einige ausgewählte Fotos vorstellen:
Weitwinkel
Fotograf: Francois Baelen | Kamera: Sony A7 III | Objektiv: Zeiss 16-35mm | Kein Kunstlicht | ISO: 400 | Blende: f/9 | Belichtungszeit: 1/80sMit diesem Foto der Schwanzflosse eines Buckelwals hat Francois Baelen, den ersten Platz in der Kategorie Weitwikel erreicht. “Am Ende des Tages fand ich einen Buckelwal, der sich in nur 15 Metern Tiefe ausruhte. So konnte ich mich der Schwanzflosse, apnoe, bis auf wenige Zentimeter nähern. Während ich meinem Freund anzeigte, er solle Teil des Fotos sein, mussten wird das verspielte Kalb nicht zwei Mal bitten: Das war von sich aus sehr neugierig.”
Fotograf: Konstantin Killer | Kamera: Nikon D800 | Objektiv: Nikkor 16mm | Licht: 2x Seacam 100 + 2 Studioblitze | ISO: 1000 | Blende: f/8 | Belichtungszeit: 1/250s
Sportfotografie stellt immer hohe Anforderungen an sowohl den Fotografen, als auch an die Ausrüstung. In diesem Bild hat selbst die Nikon D800 von Konstantin Killer Probleme gehabt, die Unterwasser-Rugby-Spieler mit dem Autofokus scharf zu stellen. Gelungen ist das Bild trotzdem und hat verdient den zweiten Platz erreicht.
Fotograf: Luc Rooman | Kamera: Nikon D810 | Objektiv: Nikon 16-35mm | Licht: 2x Subtronic Pro 160 | ISO: 400 | Blende: f/11 | Belichtungszeit: 1/100s
Es hat zwar nicht für den dritten Platz gereicht, aber eine besondere Erwähnung fand das Bild trotzdem. Luc Rooman hatte diese beiden Frösche mit Hilfe einer Doppelbelichtung in der untergehenden Abendsonne fotografiert. Bei der ersten Aufnahme war die untere Hälfte komplett dunkel. So konnte eine zweite Aufnahme der Frösche, die mit zwei Blitzen beleuchtet wurden, mit Hilfe der Doppelbelichtung schon in der Kamera ins Bild eingefügt werden.
Makro
Den Makrobereich dominieren dieses Jahr besonders die Langzeit-BelichtungenHier werden Langzeitbelichtungen mit einer Lampe und einem Blitz kombiniert. Die Grundlage dazu findest du im Artikel zum Blitzen auf denzweiten Vorhang. und auch Fotos mit schönem Bokeh-EffektDer Bokeh-Effekt oder in der Unterwasserfotografie genutzte Bubble-Bokeh Effekt ist gar nicht so schwer nachzumachen. Eine ausfürhliche Anleitung findest du im Bokeh-Tutorial..
Fotograf: Fabio Iardino | Kamera: Nikon D850 | Objektiv: Micro Nikkor 60mm | Licht: INON Z-330 | ISO: 160 | Blende: f/29 | Belichtungszeit: 1,6sDieses Foto entstand während eines Nachttauchgangs in den ersten Monaten des Jahres 2018, im Golf von Triest. Die Sepiola befand sich dabei etwa einen halben Meter über dem Boden. Durch den Einsatz des Blitzes auf den zweiten Verschlussvorhang konnte die Kamerabewegung genutzt werden, um einen spannenden Sclieren-Effekt zu erzeugen. Diese Aufnahme ist nicht nur in meinen Augen super gut gelungen und landet auf Platz 1.
Fotograf: Flavio Vailati | Kamera: Nikon D500 | Objektiv: Nikon Micro 105 + Subsee 10dpt | Licht: Sea&Sea YS-D2 mit Retra Snoot | ISO: 100 | Blende: f/22 | Belichtungszeit: 1/250s
Nachdem ich dieses Bild in voller Auflösung gesehen hatte, war mir klar, warum dieses Bild den zweiten Platz in der Makro Kategorie belegt. Nicht nur ist Flavio Vailati ein gestochen scharfes Bild im Supermakro-Bereich gelungen. Auch die durchdachte Komposition und der Einsatz des schwarzen Hintergrunds als Kontrast, zeigen sein kreatives Können.
Er selbst erklärt dieses Bild vor allem mit seiner Geduld zu warten, bis die Schnecke wieder an ihrem Platz am vorderen Ende des Geleges angekommen war. Während der Wartezeit hatte er dann allerdings genug Zeit seinen Snoot in Ruhe zu platzieren.
Andere Kategorien
Fotograf: Nicholas Samaras | Kamera: Canon EOS 5D MKII | Objektiv: Canon Fisheye 8-15mm mit Telekonverter | Licht: Retra Blitz | ISO: 120 | Blende: f/13 | Belichtungszeit: 1/80sIch gebe zu, mein erster Gedanke bei diesem Bild war: “Das ist doch eine Montage!”
Tatsächlich ist es einfach ein verdammt gutes Foto. Entstanden ist das Bild des Rochens in Stratoni, einem Gebiet das eigentlich eher für Makro-Fotografen geeignet ist. Nicholas hatte hier einige Wochen verbracht um Seepferdchen für ein anderes Projekt zu fotografieren.
Statt einem Seepferdchen schwamm ihm der Rochen vor die Linse. Mit etwas Geduld und nach einigen Versuchen, mit dem Rochen mitzuschwimmen, gelang es Nicholas unter den Rochen zu tauchen und ihn gegen die Sonne abzulichten. Durch eben dieses Gegenlicht entsteht auch das schöne Grün im Hintergrund.
Fotograf: Pietro Formis | Kamera: Canon EOS 5D MKIII | Objektiv: Tokina 10-17mm + Telekonverter | Licht: INON Z-240 | ISO: 6400 | Blende: f/18 | Belichtungszeit: 0,3s
Leider hat es dieses Foto nicht auf die ersten drei Plätze geschafft. Dennoch wurde es durch die Jury ausgelobt, weshalb ich hier einige Worte zur Entstehung verlieren will. Pietro hat die Süßwasserkrabbe in diesem Bild geschickt in Szene gesetzt. Das Tier hatte sich im Schatten eines Baumes versteckt. Um die Dynamik des Wassers einzufangen, entschied sich der Fotograf für eine längere Belichtungszeit. Die Schärfe der Krabbe wurde gezielt durch den einfrierenden Effekt des Blitzlichts erhalten.
Fotografin: Emily Irving-Swift | Kamera: Sony RX100 III | Objektiv: 130° Weitwinkel-Linse | Licht: Sea&Sea YS-D2 | ISO: 200 | Blende: f/8 | Belichtungszeit: 1/160s
Zuletzt ein Bild aus der Kategorie “Up and Coming”. Hier präsentiert die Jury des UPY Fotografen, die bisher an keinem Wettbewerb teilgenommen hatten, für die es aber auch nicht auf die ersten Plätze gereicht hatte. So leider auch das Bild eines Fischschwarms über dem Riff von Emily Irving-Swift. Mich begeistert das Foto, weil das Riff vor lauter Fisch kaum mehr zu sehen ist.
Weitere Infos, Gewinne und Sponsoren
Im Zuge des Wettbewerbs sind so viele wunderschöne Bilder entstanden, die ich hier gar nicht alle vorstellen kann. Daher möchte ich dich für weitere Bilder auf die offizielle Seite des Contests verweisen.
Dort findest du neben einigen Erklärungen auf Englisch auch das Jahrbuch mit 175 Seiten im PDF-Format.
Vielleicht ist ja die Teilnahme beim nächsten UPY eine Idee für dich. Jedenfalls beteiligen sich einige namhafte Sponsoren an dem Wettbewerb und es winken viele attraktive Preise.
Ich werde auf jeden Fall auf die neue Ausschreibung hinweisen.