Ein Blitzsystem für unter Wasser

Du suchst nach einem Blitzsystem für deine Unterwasserkamera, hast aber keine Ahnung welche Teile du eigentlich genau benötigst?

In diesem Artikel erkläre ich dir, welche Bauteile es gibt, was du für ein komplettes Blitzsystem benötigst und wie du es an deiner Kamera anschließt.

 

Aber ich hab doch einen Blitz in der Kamera!

Das mag sein, und der ist nicht per Se schlecht. Gerade im Nahbereich kann der integrierte Blitz, in Kombination mit einem Diffusor auch völlig ausreichend sein.

Sobald du jedoch weiter entfernte Motive fotografieren willst, wirst du mit vielen Schwebeteilchen im Bild zu kämpfen haben. Warum dieses Problem auftritt, kannst du im Artikel Sicht unter Wasser nachlesen. Auch für komplexe Beleuchtungsmethoden ist der kleine, in der Kamera verbaute Blitz nicht ausreichend.

Das ist der Grund warum viele UW-Fotografen auf einen externen Blitz vertrauen. Weitere Gründe die für das Blitzen unter Wasser sprechen, findest du im entsprechenden Artikel.

 

Wie ist ein Blitzsystem aufgebaut?

Hier siehst du ein klassisches Beispiel einer Blitzlösung für die Unterwasserfotografie.
Auf der linken Seite befindet sich ein Handgriff, der über das Stativgewinde am Kameragehäuse montiert werden kann. Dieser hat an der Oberseite einen sogenannten Kugeladapter angebracht. Dieser ist hier im Bild von der Klemmschelle verdeckt.

An diesen Kugeln kannst du verschiedenes Zubehör, wie Lampen, Blitze oder hier im Bild sichtbare Blitzarme mit Auftriebskörpern anbringen. Auch diese Carbonarme haben einen solchen Kugelkopf, von denen sich zwei mit einer Klemmschelle verbinden lassen. Ein weiterer etwas dünnerer Auftriebskörper macht in meinem Fall den Blitzarm komplett. So erreiche ich eine maximale Länge von etwa 50 Zentimetern, wenn ich sämtliche Segmente Ausstrecke. Gleichzeitig ist meine Unterwasserkamera nahezu neutral austariert.

Welche Arm-Typen es gibt und welche Auftriebskörper du wählen soltest kannst du in meinem Artikel zu den Blitzarmen nachlesen.

Abschließend wird der Unterwasserblitz mit einer weiteren Klemmschelle montiert. Die Auswahl des richtigen Blitzes würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Deshalb wird in den nächsten Wochen ein weiterer Artikel zu diesem Thema erscheinen.
Eine weitestgehend aktuelle Vergleichsübersicht über gebräuchliche Unterwasserblitze findest du hier.

Um deinen nun montierten Unterwasserblitz auszulösen, bedarf es einer Verbindung (Steuerleitung) zwischen deiner Kamera und dem externen Gerät.

 

Den Blitz anschließen

Um deinen Blitz an der Kamera anzuschließen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einige Kameras (meist Systemkameras) nutzen einen Blitzschuhadapter, um die elektronischen Blitzsteuersignale zu übertragen.

Möglicherweise besitzt deine Kamera keinen solchen Anschluss. Das ist auch kein Problem. 😉
Glücklicherweise haben die meisten Kameras, einen einen kleinen eingebauten Blitz. Mit diesem funktioniert die Ansteuerung externer Blitzgeräte genauso gut wie die elektronische Lösung.

Wie funktioniert das und was brauchst du dazu?
 

Optischer Anschluss (wenn deine Kamera einen internen Blitz hat)

Zunächst erkläre ich dir die optische Auslöung externer Blitze.

Das hat den Grund, dass quasi alle Kompaktkameras diese Technik nutzen. Doch auch bei Spiegelreflexkameras findet die optische Übertragung der Steuersignale in Verbindung mit elektronischen Adaptern, eine immer größere Verbreitung.

Hier nutzt du den Kamera-Blitz als Auslöser für das externe Blitzsystem. Dabei wird der, von deiner Kamera ausgesandte Blitz mit Hilfe eines Lichtleiters bis zum Externen Blitz übertragen. Dort eingebaut befindet sich ein Sensor, der deine zusätzliche Lichtquelle auslöst, sobald er der den Lichtblitz deiner Kamera über das fiberoptische Kabel wahrnimmt.

Somit wird der Kamera-interne Blitz nicht mehr genutzt um das Motiv zu beleuchten, sondern nur noch um den externen Blitz auszulösen. Dabei ist auch eine gezielte automatische Anpassung der Helligkeit mit Hilfe dieser Methode möglich. Mehr dazu findest du im Artikel zur Funktionsweise von TTL und S-TTL.

Sea&Sea Stecker mit Lichtleiter für die Steuerung von Unterwasserblitzen

Die Lichtleiter gibt es in dreierlei Ausführung. Die wohl gebräuchlichste ist die Steckervariante des Herstellers Sea&Sea.
Auch der Der japanische Hersteller INON hat ein eigenes, zu seinen Blitzen passendes Steckersystem.

Eine weitere Variante sind lose Kabel, die am Gehäuse oder in Steckern geklemmt, geschraubt oder gesteckt werden können. Diese Variante kommt beispielsweise bei den Gehäusen von Fantasea zum Einsatz.

Sämtliche Kombinationen und Adaptierungen sind erhältlich, was auch die Montage zweier unterschiedlicher Blitze an einer Kamera ermöglicht.

 

Elektronisch (wenn deine Kamera einen Blitzschuhadapter hat)

Blitzsystem

Blitzschuhadapter für den Anschluss externer Blitzgeräte

Besitzt deine Kamera einen elektronischen Blitzanschluss, können externe Blitze auch über klassische Kupferkabel angeschlossen werden.

Dazu befindet sich in deinem Unterwassergehäuse meist ein Stecker, der auf dem Blitzschuh-Adapter deiner Kamera angebracht werden kann.
Dieser greift die Blitz-Informationen direkt an der Kamera ab und transportiert sie bis zu den außen liegenden Blitzkabel-Anschlüssen.

Leider gibt es hier nicht “DEN” Standard, auf den sich alle Hersteller gleichermaßen festlegen. Zwar sind der Nikonos N5, der S6 und der Sea&Sea 5 Pin-Stecker mittlerweile weit verbreitet. Trotzdem kochen einige Hersteller ihr eigenes Süppchen und greifen auf spezielle Anschlüsse, mit einer unterschiedlichen Anzahl an Kontakten zurück. Diese müssen dann entsprechend adaptiert werden.

Bei rein manuell steuerbaren Blitzen werden nur zwei Pins zum Auslösen benötigt. Die elektronische Kommunikation zwischen Blitz und Kamera hingegen benötigt mehr Kontakte (Mindestens 4).
Verwendest du eine DSLR von Nikon, ist für die Steuerung per TTL ein 5-Adriges Kabel (mit Nikonos N5) ausreichend. Canon Kameras benötigen sogar 6 Pins zur automatischen Blitzsteuerung. Hierfür bietet sich der S6 Stecker an.

Aktuelle Anschlüsse Ältere Anschlüsse
S6
Nikonos N5 (mit 3 oder 5 Pins)
Sea&Sea (5 Pins)
Ikelite ICS5 (mit O-Ring)
Sea&Sea (4 Pins)
Sealoc
Ikelite ICS2

Wie du siehst ist die Anzahl an Steckern für die elektronische Übertragung sehr vielfältig. Daher solltest du dich vor dem Kauf ausführlich damit auseinandersetzen, welche Steckertypen an deinem Unterwassergheäuse und an den Blitzen verbaut sind. Das erleichtert die Suche nach dem richtigen Kabel erheblich.

 

Elektronisch optisch (über den Blitzschuhadapter)

TTL-Konverter für Canon von UW-Technics

Eine immer populärere Hybridlösung ist die Kombination aus beiden Systemen.

Wie bei der rein elektronischen Blitzsteuerung, wird auch hier das Blitzsignal am Blitzschuhadapter abgegriffen. Statt das elektronische Signal über Kupferkabel weiterzuleiten, wird es mit Hilfe kompakter Elektronik in Lichtimpulse übersetzt. Diese, von einer LED erzeugten Blitze werden nun über Lichtleiterkabel an den externen Blitz weitergegeben.

Leider ist diese kleine Steuereinheit nicht universell einsetzbar. Jeder Kamerahersteller hat sein eigenes Steuerprotokoll, das entsprechend übersetzt werden muss. Daher muss die Elektronik speziell für einzelne Gehäuse und Kameras gefertigt werden.

Dafür werden die besten Eigenschaften dieser beiden Steuerungssysteme kombiniert.

 

Kabellos (slave Blitz)

Kabellos unter Wasser? Nein – das ist kein Widerspruch.
Einige Blitze, vor allem die Geräte des Herstellers INON besitzen sehr empfindliche Lichtsensoren. Diese können dazu genutzt werden, den Blitz indirekt und ohne Kabelverbindung auszulösen.
Diese Blitztechnik kommt dann zum Einsatz, wenn der Abstand zwischen Kamera und Blitz zu groß wird. Auch wenn eine Kabelverbindung aus optischen Gründen nicht möglich ist, ist das Kabellose Blitzen eine Alternative.

Dabei wird der Blitz entweder auf einem Stativ montiert oder von einem weiteren Taucher auf das Motiv gerichtet. Wie bei der rein optischen Auslösemethode, reagiert dieser Blitz auch hier auf Lichtsignale. Registriert er also einen Impuls eines anderen Blitzgeräts, löst quasi zeitgleich aus.

Mit dieser Technik lassen sich beispielsweise auch Blitze auslösen, die sich hinter einem anderen Taucher befinden. So kannst du unkompliziert für ein dezentes Gegenlicht sorgen.

Foto: Peter Gärtner | Landenouse Höhle 2016 | mit drei Blitzen | www.cavediver.de

 

Vor und Nachteile der unterschiedlichen Systeme

Mit ein Grund, warum sich mehrere Blitzsteuersysteme entwickelt haben ist sicherlich die unterschiedliche Anschlussart.

Die optische Auslösung über den Kamera internen Blitz und Lichtleiter funktioniert grundsätzlich sehr gut. Allerdings bist du bei dieser Lösung auf den Kamera internen blitz als Steuerung angewiesen. Dieser benötigt jedoch einige Zeit um sich wieder aufzuladen, bevor er einen erneuten Blitz abgeben kann. Die Blitzfolgezeit, also die Zeit, in der ein neuer Blitz abgefeuert werden kann, ist damit deutlich länger als bei der elektronischen Variante.

Das ist für Fotografen schneller Unterwassertiere natürlich keine Lösung. Deshalb hat sich auch der elektronische Standard sehr lange gehalten. Die Kupferkabel-Lösung ist sehr zuverlässig und auch Serienbildaufnahmen sind problemlos möglich. Dafür sind die Kupferleiter (Litzen) deutlich anfälliger für mechanische Belastungen, als dünne, weiche Glasfaserkabel. Kabelbrüche sind hier keine Seltenheit. Auch die Realisierung eines komplexen Blitzsystems muss vorher durch die Wahl der richtigen Kabel festgelegt werden.

Aus diesem Grund, etabliert sich auch in der Riege der professionellen Unterwasserfotografen, immer häufiger die Hybridlösung.

Hier findest du eine Übersicht über die unterschiedlichen Verbindungsarten.

Elektronisch Optisch Hybrid Kabellos
Vorteile
-Sehr kurze Blitzfolgezeit
-perfekte TTL-Steuerung
-sehr zuverlässig
Vorteile
-unter Wasser steckbar
-Robust
-Pflegeleicht
-Universell
-Leicht erweiterbar
Vorteile
-unter Wasser steckbar
-Robust
-Erweiterbar
-Schnell
-sehr zuverlässig
Vorteile
-Blitz kann versteckt werden
-weniger Kabel notwendig
Nachteile
-Anfällig bei Wassereinbruch
-Anfällig für Kabelbruch
-Schlecht erweiterbar
-Teilweise herstellergebunden
Nachteile
-Lange Blitzwiederaufladezeit
-Stecker kann durch mechanische Belastung herausgezogen werden
-Vorblitz-Problematik
Nachteile
-teure Elektronik
-Elektronik gerätespezifisch
-Extra Batterie
Nachteile
-unzuverlässig bei schwacher Leistung

 

Preise für ein Blitzsystem

Mit welchem Preis musst du bei einem solchen Blitzsystem rechnen?

Je nach dem, wie du vor hast zu fotografieren, wird die Lösung günstiger oder etwas teurer werden.
Im Nahbereich reichen dir schon kompakte Blitze, die preislich bei ca. 350€ starten. Stärkere Blitze für Weitwinkelaufnahmen starten bei ca. 500€ und haben nach oben kaum eine Grenze.

Hier siehst du die preisliche Aufstellung den Beispiels von oben.

Bei diesem Aufbau handelt es sich um eine Konfiguration, mit der auch Weitwinkel-Aufnahmen möglich sind. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass zwei Blitze zum gleichmäßigen Beleuchten deiner Motive empfehlenswert sind? 😉

Hast du vor hauptsächlich Makro-Aufnahmen zu machen, reicht in der Regel auch eine kleinere Lösung. Hier sind die Arme meist etwas kürzer und die Blitze etwas schwächer. Trotzdem sind selbst die schwächsten Unterwasserblitze um ein vielfaches heller, als eine Lampe. Trotzdem gibt es auch Argumente, die für Lampen sprechen. Die kannst du im Artikel Lampen oder Blitze nachlesen.

Hier zwei Beispiele für Makro und Weitwinkel-Konfigurationen:

MakroWeitwinkel
1x Blitz
Sea&Sea YS-01
oder
INON S-2000
390€Blitz
Sea&Sea YS-D2
oder
INON Z-330
650€
500€
2x Auftriebsarme
Carbon 16cm lang
30mm Durchmesser
66€ (33€/Stk.)2x Auftriebsarme
Carbon 28cm lang
30mm Durchmesser
90€ (45€/Stk.)
3x Klemmschellen75€ (25€/Stk.)3x Klemmschellen69€ (23€/Stk.)
Lichtleiterkabel70€Lichtleiterkabel70€
Handgriff universal150€Handgriff universal150€
Summeca. 750 €Summeca. 1020 €

Ich hoffe der Artikel hat dir geholfen. Wenn du Fragen oder Anregungen hast, schreib sie einfach in die Kommentare!

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