Marelux MX-R5 Unterwassergehäuse

Willst du heute ein Gehäuse kaufen, hast du die Qual der Wahl. So ging es auch mir als ich beschlossen habe, von meiner RX100 auf die Canon R5 unter Wasser umzusteigen. Ich fotografiere seit Jahren mit Canon DSLRs, daher war der Schritt zur R5 schon vor zwei Jahren gegeben. Welches Gehäuse es werden sollte, war dagegen nicht so einfach. Aber dazu unten mehr.

Kamera-Gehäuse

Marelux
MX-R5

Dieser Produkttest ist weder gesponsert noch in irgendeiner Form vom Hersteller beeinflusst.

Preis zur Zeit des Tests:

4.191€

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Passend für

Kamera: Canon EOS R5

Port

Bauweise: Wechselport-System
Port-Typ: Marelux Series 5 (5″ Durchmesser)

Blitz-Anschlüsse

Port-Typ: Nachrüstbar über Bulkhead-Gewindeanschluss, Optisch (Sea&Sea)

Erweiterbarkeit

Bulkhead Durchbrüche: M16, M24

Material & Haptik

Gehäuse-Material: Eloxiertes Aluminium
Gehäuse-Farbe: Schwarz
Gewicht: 3006g
Abmessungen: 35,4 x 18,1 x 14,9

Taucheigenschaften

Dichtung: O-Ring
Tauchtiefe: 100m
Abtrieb: 0g

Vakuum-System

Leckwarner: Bereits installiert
Leckwarner-Batterie: 1x CR2032
Vakuum-System: Nachrüstbar
Empfohlen: Marelux Vakuumsystem M16

Lieferumfang

O-Ringe, O-Ring Fett, Multitool, Hartschalenkoffer, Port-Verschluss, Griffe und Kugeladapter, Leckwarner

Optionales Zubehör

Domeports, Macro-Ports, Port-Adapter auf andere Hersteller, Vakuumsystem, Manuelle und TTL-Blitztrigger, Elektronische Blitzanschlüsse

Test und Erfahrungen zum Marelux MX-R5

Zur Auswahl standen zunächst eigentlich die Gehäuse von Sea&Sea und Nauticam. Nauticam kannte ich als zuverlässiges Gehäuse für meine RX100 und von einigen befreundeten Unterwasserfotografen. Nauticam ist weit verbreitet und Teile von Freunden auszuleihen wäre eine interessante Option. Aber ein Set-Preis für Ports und Gehäuse von über 8000€ – das war happig. Sea&Sea wäre ein Kompromiss aus Qualität und Preis gewesen.

Was war mit den anderen Herstellern? Auch Seacam war mir schlicht und ergreifend zu teuer. Von Subal, einer Marke, die ich sehr schätze, gab es die letzten Jahre keine ernsthaften Lebenszeichen und obwohl Ikelite eine Top-Marke ist, kam ein Kunststoffgehäuse nicht in Frage.

Warum es doch das Marelux geworden ist? Andi Voeltz von Hydronalin hatte das Marelux bereits getestet und als zusätzlichen Hersteller in den Ring geworfen. Das brachte meine Pläne etwas durcheinander, was ich zurückblickend nicht bereue.

Durchdachte Technik und gelungene Details

Was für ein Erlebnis. Das Kamera-Gehäuse kommt in einem robusten ABS-Koffer. Neben dem Gehäuse finde ich hier auch eine Pumpe, ein kleines Multitool und O-Ring-Fett.

Als ich das Gehäuse das erste Mal auspacke, bin ich überrascht. Zuletzt hatte ich ein vergleichsweise leichtes Gehäuse von Seacam in der Hand. Das Gewicht des Marelux erinnert eher an die Systeme von Subal oder Nauticam. Auch was die Haptik angeht, muss ich unweigerlich an die Gehäuse von Nauticam denken. Die Ähnlichkeit ist übrigens nicht nur beim Gehäuse frappierend. Selbst die O-Ring-Fett-Tuben sind bis auf die Farbe identisch. Allerdings ist das kein Wunder, denn ein Teil der Marelux-Entwickler sollen zuvor Ingenieure bei Nauticam gewesen sein.

Das Gehäuse selbst ist super verarbeitet, es gibt keine störenden Kanten, die Mechanik im Gehäuse gleicht einem Schweizer Uhrwerk und insgesamt ist das Gehäuse nahezu intuitiv in der Bedienung.

So lässt sich der Kameraschlitten am Boden der des Gehäuses nicht nur mit einem Handgriff sichern und wieder lösen. Auch die Montage an der Kamera ist werkzeuglos möglich. Dazu hat Marelux ein Schraubendreher-ähnliches Werkzeug per Magnet dauerhaft im Schlitten gesichert.

Auch die Bedienung zum Entfernen von EF- und RF-Objektiven ist elegant gelöst. Zwei Hebel lösen bei meiner Kamera entweder den RF-EF-Adapter oder das darauf montierte EF-Objektiv.

Aber schauen wir die verschiedenen Eigenschaften Schritt für Schritt an.

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Einbau und Sicherung von Kamera und Objektiven

Wie schon erwähnt, wird auch bei Marelux, die Kamera auf einem Montageschlitten festgeschraubt und damit im Gehäuse arretiert. Die Rückseite des Schlittens sichert das Display der Kamera gegen eventuelle Bewegungen. Allerdings ist es nicht mehr möglich, das Display nach der Montage der Platte noch zu bewegen.

Wichtig ist es, den Okularschutz der Canon R5, vor dem ersten Einbau der Kamera zu entfernen. Dieser wird mit zwei kleinen Schauben von unten gesichert. Ist dieser noch montiert, kann die Kamera zwar eingebaut werden, es kommt aber sowohl am Ein- und Ausschalter, als auch am Steuerkreuz aufgrund der minimalen Toleranzen, zu Fehlbedienungen.

Seitlich am Schlitten befinden sich die Hebel für die Entfernung der EF- und RF-Objektive. Die beiden Objektive, die ich momentan an der R5 unter Wasser nutze (Canon EF 100mm Macro F2.8 IS USM und Canon Fisheye 8-15mm F4) lassen sich auch samt Kamera nach hinten aus dem Gehäuse ziehen. Das bedeutet um die Speicherkarten oder Akkus zu wechseln, muss nicht erst der Port entfernt werden. Das mag mit breiteren Objektiven (Canon EF 16-35 F2.8) anders sein.

Die Objektive über die Port-Verbindung zu entfernen ist auch kein Problem. Dazu wird der, über ein Bajonett aufgeschraubte und über einen zusätzlichen Hebel gesicherte Port, abgeschraubt. Ein Druck auf die EF oder RF-Taste erlaubt das elegante Lösen des Objektivs von vorn.

Genauso wie die Ports über einen kleinen Hebel gesichert werden, lässt sich auch der Gehäusedeckel auf der Rückseite sichern. Wir der Gehäusedeckel gleichmäßig angedrückt und mithilfe der Sicherungen verschlossen, rasten die Sicherungen des Deckels hörbar ein.

Dichtung und Vakuumsystem

Richtig elegant gelöst, sind die Dichtsysteme von Marelux. Die knallgrünen O-Ringe haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber grauen oder schwarzen O-Ringen: Man sieht jeden Krümel und jedes Haar. Sind die O-Ringe gereinigt und mit dem mitgelieferten Fett (es wurden mit dem Ports und dem Gehäuse insgesamt 4 Tuben geliefert) überzogen, lässt sich der Gehäusedeckel genauso wie die Ports satt aufsetzen und spürbar dicht verschließen. Schon beim Zusammenbau ist der leichte Druck auf den O-Ringen spürbar und vermittelt, bei einer mehreren tausend Euro teuren Kamera, ein sicheres Gefühl.

Richtig sicher wird das System anschließend durch das Vakuum-System, mit dem im Gehäuse zur Dichtheitsprüfung ein Unterdruck erzeugt wird. Wenn das Vakuumsystem die Dichtigkeit für mehr als 10 Minuten bestätigt, gehe ich bedenkenlos mit der Kamera ins Wasser.

Auch das Vakuumventil unterscheidet sich von denen der Mitbewerber. Um den Unterdruck im Gehäuse auszugleichen, muss ein Knopf am Vakuumsystem gezogen werden, statt ihn zu drücken. Diese Bewegung passiert nicht ausversehen und bringt ein Quäntchen mehr an Sicherheit.

Was das Thema Sicherheit angeht, mache ich mir bei diesem Gehäuse keine Gedanken und trotz des Gewichts würde ich immer wieder zu einem Aluminium-Gehäuse greifen.

Bedienung in der Praxis

Grundsätzlich ist die Bedienung des Marelux Gehäuses super durchdacht. Viele Tasten und Wahlräder liegen an intuitiven Positionen und sind sehr gut erreichbar. Die Griffe liegen gut in der Hand und auch einhändig kann die Kamera ganz gut in Position gehalten werden.

Trotzdem ergeben sich in der Praxis immer mal wieder kleinere Hürden, die hoffentlich mit ein wenig Übung verschwinden.

Mit Problem, dem ich hin und wieder begegne, sind teilweise recht geringen Abstände zwischen den verschiedenen Bedienelementen. Insbesondere mit 5mm Handschuhen im Kaltwasser passiert es hin und wieder, dass ich ausversehen andere Tasten oder Wippen mitbediene. Allerdings ist das bei den Gehäusen von Seacam oder Nauticam nicht anders.

Dieser Umstand äußert sich besonders an der rechten Seite des Gehäuses, das mit Funktionen extrem dicht gepackt ist. Die Q-Taste, der Auslöser, das Wahlrad vorn und die Wippe für Videoaufnahmen liegen sehr dicht beieinander und können leicht verwechselt werden.

Dazu kommt das extrem schnelle Ansprechen des Auslösers beim Marelux. Anders als bei meinem Nauticam mit dem Pistolenauslöser, spricht der Auslöser am Marelux-Gehäuse deutlich früher an. Das Halb-Durchdrücken zur erneuten Belichtungsmessung ist nur mit Fingerspitzengefühl möglich. Vermutlich ist das Gewohnheit aber generell könnte hier eine stärkere Feder Abhilfe schaffen.

Sehr hilfreich für die Steuerung der Kamera bei Nachttauchgängen, sind die nachleuchtenden Tasten. Einmal mit der Tauchlampe angestrahlt, ist die Tastenbeschriftung für etwas mehr als eine Minute deutlich erkennbar. Das reicht bequem um die Einstellungen für das nächste Foto einzustellen.

Ports und Objektive

Dank des großen Port-Durchmessers und der Auswahl an verschiedenen Distanzringen, ist es möglich EF- und RF-Objektive an der R5 zu betreiben. Außerdem lassen sich die meisten Objektive nicht nur nach vorn über den Port entfernen, sondern mit der gesamten Kamera nach hinten herausziehen.

Auch wenn das vielleicht nicht so vorgesehen ist, beschreibt das meinen klassischen Workflow, denn ich wechsle den Akku der R5 nach jedem! Tauchgang.

Praxistipp am Rande: Ich habe verschiedene LP-E6 (N) Akkus in Betrieb und empfehle für unter Wasser tatsächlich nur die Canon-Originale. Diese bringen bei kälteren Temperaturen eine deutlich bessere Laufzeit, als die Nachbauten anderer Hersteller.

Anschlüsse und Erweiterbarkeit

Was mir beim Marelux-Gehäuse fehlt, sind zusätzliche Montagepunkte für Kugeladapter, wie ich sie von Nauticam gewohnt bin.  Von Marelux selbst, gibt es einen Bügel, der sich zwischen den Griffen montieren lässt, der jedoch teuer und unflexibel ist.

Aber mit einem 3D-Drucker lässt sich eine Halterung für die Fokuslampe auch bequem selbst herstellen.

Dafür bietet das Gehäuse neben dem Durchbruch für das Vakuum-Ventil, zwei weitere Gewinde für den Anschluss eines externen Monitors fürs Filmen oder die Verbindung externer Blitze über einen optionalen elektronischen Anschluss. Die Sea&Sea-Buchsen für optisch gesteuerte Blitze sind von Haus aus eingebaut und können mit wahlweise einem manuellen oder einem TTL-fähigen Blitzauslöser erweitert werden.

Fazit zum Marelux MX-R5 für Canons R5

Obwohl ich seit Jahren mit Canon fotografiere und inzwischen etwa 20 Tauchstunden mit dem Marelux und der R5 hinter mir habe, bin ich noch dabei mich an die neue Kamerakombination zu gewöhnen. 

Die Bedienung mit deutlich mehr Bedienelementen ist deutlich direkter und intuitiver, als ich es bisher gewohnt war. Umwege über Untermenüs sind nicht mehr notwendig und die Flexibilität der R5 Tasten und Räder beliebig umzufunktionieren, passen das Bedienkonzept auf meine Bedürfnisse perfekt an. Die rückwärtige AF-Taste als Backbutton-Fokus erlaubt es so schnell und perfekt zu fokussieren, dass der große Anteil an Ausschuss, den ich mit der RX100 hatte, deutlich zurückgegangen ist.

Es gibt aber auch Schattenseiten, die ich nicht verschweigen will. Das Gehäuse, mit Kamera, Blitzen und Ports, ist mit einem Gewicht von fast zehn Kilogramm, eine Ansage. Diese Kombination, zusammen mit dem Tauchequipment, wie am Etang de Thau, fast einen Kilometer schleppen zu müssen, ist nicht ohne. Mit großen Auftriebsarmen ist das Rig unterwasser nahezu neutral.

Neben dem Gewicht, sind auch die deutlich größeren Abmessungen ein Faktor, der bei einem Umstieg berücksichtigt werden muss. Das Marelux-Gehäuse mit Blitzen fädelt man nicht mehr so leicht am Riff ein. 


4.6
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