CFWA – Close Focus Wide Angle

Du stehst auf Herausforderungen?
Dann ist die CFWA-Fotografie (Close Focus Wide Angle) eine Technik, die dich zwingt, noch näher an dein Motiv heranzugehen als du es bei deinen üblichen Weitwinkelaufnahmen ohnehin tust.

Im Unterschied zu normalen Weitwinkel-Aufnahmen zeigst du ein relativ kleines, detailliertes Motiv im Vordergrund und setzt es in einen größeren, weitläufigeren Kontext. Das Ergebnis sind Bilder, die durch eine beeindruckende räumliche Tiefe und eine besondere Dynamik überzeugen.

Was macht ein CFWA-Bild aus?

Wie oft in der Unterwasserfotografie heißt es auch hier: Geh nah ran – aber bei CFWA heißt es: Noch näher! Dein Vordergrundmotiv sollte zwar klein sein, aber dennoch spannend genug, um im Zusammenspiel mit dem Hintergrund eine starke Bildwirkung zu erzielen. 

Größere Motive wirken oft eher wie klassische Weitwinkelbilder, weshalb sich kleinere Lebewesen wie Seesterne oder Korallen hervorragend für CFWA eignen. Je näher du an das Motiv herankommst, desto größer wird es im Vergleich zur Umgebung erscheinen.

Das stellt jedoch eine Herausforderung dar: Mit zunehmender Nähe riskierst du, die Fluchtdistanz vieler Tiere zu unterschreiten, was zur Folge hat, dass dein Motiv schnell wegschwimmt.

Der Hintergrund spielt eine entscheidende Rolle, da er deinem Bild Tiefe verleiht und den Rahmen für dein Motiv setzt. Ein blaues Wasser im Hintergrund kann durchaus stilvoll sein, doch besonders für Print-Abzüge in Zeitschriften verleihen detailliertere Hintergründe, wie Riffe oder Felsen, dem Bild zusätzliche Spannung.

Welche Technik brauchst du für CFWA-Fotos?

Grundsätzlich kannst du mit fast jeder Kamera ansprechende CFWA-Bilder erzeugen. Dabei unterscheiden sich das Vorgehen und die Möglichkeiten in der Bildgestaltung etwas.

Was jedoch für alle Kameraarten gleich ist: Du benötigst Licht für den Vordergrund. Ob Lampe oder Blitz ist zweitrangig, aber dazu liest du im nächsten Abschnitt mehr.

Mit der Kompaktkamera

Grundvoraussetzung bei jeder Kompaktkamera ist die Verwendung einer Weitwinkeloptik wie das UWL H100 von INON oder ähnliche Produkte. Diese öffnen den Bildwinkel deiner Kamera auf 120° und mehr. Gleichzeitig verringern sie die Naheinstellgrenze auf wenige Zentimeter. Du kannst auch eine Makrolinse nutzen, dazu findest du Infos im letzten Abschnitt zu Macro-Wide-Angle.

Bei deiner Kompaktkamera solltest du für optimale CFWA-Bilder die Möglichkeit haben, die Belichtung komplett manuell einzustellen. Hat deine Kamera keinen manuellen Modus, wirst du  zwar Weitwinkel-Nahaufnahmen machen können. Allerdings fehlt dir die Möglichkeit, den Hintergrund unabhängig vom Vordergrund zu belichten.

Mit der DSLR / DSLM

Anders als bei der Kompaktkamera, bei der du auf Zusatzoptiken angewiesen bist, reicht dir hier schon eine gute Weitwinkeloptik mit einer geringen Fokusdistanz. Optimal sind Fisheye-Objektive, die es dir erlauben, das Motiv fast mit der Frontscheibe zu berühren.

Damit erzielst du eine Bildwirkung, die selbst kleinste Motive richtig groß herausbringen.
Hier findest du eine Übersicht über bewährte Weitwinkel-Objektive.

Mit dem Smartphone

Beim Smartphone ist die Kombination aus Gehäuse und Zubehör entscheidend. Hier gibt es zwei Gehäuse, mit denen du auch CFWA-Bilder zaubern kannst. Sowohl für das WeeFine WFH06 Panocean als auch das Divevolk SeaTouch 4 Max Plus gibt es zusätzliche Weitwinkel-Linsen, mit denen du die kurze Nahgrenze deines Smartphones beibehältst und den Bildwinkel auf bis zu 130° vergrößerst.

Licht und Belichtung bei CFWA-Fotos

Während für die optimale Tiefenwirkung bei einem CFWA-Fotos das korrekte Objektiv die größte Rolle spielt, bist du auf eine zusätzliche Beleuchtung angewiesen, wenn du dein Motiv gezielt in Szene setzen willst. 

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Im Grunde kannst du sowohl einen Blitz als auch eine Lampe nutzen, um dein Motiv gezielt zu beleuchten. Wo welche Vor- und Nachteile liegen, kannst du im Artikel zum Vergleich der beiden Leuchtquellen nachlesen.

Du solltest beim Einsatz einer Lampe nur darauf achten, dass die Leistung hoch genug ist um gegen eventuell vorhandenes Sonnenlicht anzukommen und gleichzeitig gedimmt werden kann, wenn der Hintergrund auch heller belichtet werden soll.

Korrekt belichten

Wenn du den Artikel zu Fotos mit Gegenlicht gelesen hast, ist dieser Abschnitt für dich nichts Neues.

Im Grunde sind die Schritte wie folgt:

  • Du bringst deine Kamera in den Manuellen Modus.
  • Blitze und Lampen bleiben zunächst ausgeschaltet, damit du die Belichtung des Hintergrunds beurteilen kannst.
  • Ein grober Richtwert  für die Kameraeinstellungen für CFWA-Bilder ist ISO 200 bei Blende f/16. Die Belichtungszeit passt du so an, dass die Farbe und Helligkeit des Hintergrunds deinen Vorstellungen entsprechen.
  • Nun schaltest du die Lichtquelle(n) ein und richtest den Lichtkegel so aus, dass das Motiv optimal ausgeleuchtet ist.
  • Die Einstellung der Blitzleistung kannst du bei besseren Kameras theoretisch auch per TTL vornehmen. Hier muss deine Kamera die mittenbetonte TT-Messung erlauben. Konsistentere und reproduzierbare Ergebnisse erhältst du jedoch, wenn du die Blitzleistung manuell anpasst.

Blitze und Lampen positionieren (Im Querformat)

Blitzen war nie einfacher, denn die CFWA-Fotografie verzeiht auch schlechte Sicht und damit vorhandene Schwebeteilchen im Wasser. Durch den geringen Abstand zu deinem Motiv ist auch die Wassersäule und damit die Zahl der angestrahlten Schwebeteilchen vor der Linse sehr gering.

Hier ist mir bei der Ausrichtung der Blitze ein Fehler unterlaufen. Beide Geräte strahlen den Hintergrund zu sehr an und machen die Schwebeteilchen im Hintergrund sichtbar.
Hier ist mir bei der Ausrichtung der Blitze ein Fehler unterlaufen. Beide Geräte strahlen nicht eng genug in Richtung Dome und machen deshalb die Schwebeteilchen im Hintergrund sichtbar.

Normalerweise wirst du deine Blitze bei Weitwinkelbildern nach außen drehen, damit du einen möglichst breiten Bildbereich gleichmäßig ausleuchtest. Das ist bei CFWA-Fotos kontraprotduktiv.

Damit du die Schwebeteilchen im Hintergrund nicht anstrahlst, solltest du die Blitze (anders als bei Weitwinkelbildern) relativ nah an den Dome bewegen und nach innen drehen. Das hat den Vorteil, dass du das Licht nur auf die Bildbereiche konzentrierst, die für den Betrachter hervorgehoben werden sollen. Außerdem reichen dir für die CFWA kurze Blitzarme und damit ein deutlich kompakteres Setup als für Weitwinkelbilder.

Eine Positionierung, die sich bewährt hat, ist bei zwei Blitzen eine Anordnung auf 3 und 9 Uhr neben dem Dome, da du so eine gleichmäßige aber fokussierte Ausleuchtung erzielst.

Positionierung eines einzelnen Blitzes

Nutzt du einen Blitz oder eine einzelne Lampe, kannst du den Lichtkegel auch von schräg oben auf das Motiv richten um eine natürlich wirkende Lichtstimmung zu erzeugen.

Dramatischere Szenen erreichst du mit kleineren Blitzen oder gar einem Snoot, der den Lichtkegel enger macht und das Motiv punktuell ausleuchtet.

Blitze und Lampen positionieren (Im Hochformat)

Bei Hochformatbildern kannst du dein Motiv nicht nur von der Seite mit dem Licht in die Zange nehmen. Auch eine Anordnung der Blitze von oben und unten ist möglich. Hier solltest du allerdings darauf achten, dass der Blitz von oben etwas stärker strahlt um eine natürliche Bildwirkung zu erhalten.

Die Koralle im Vordergrund und der Taucher scheinen aufgrund der fehlenden Wölbung des Ports größer.
Auch größere Motive lassen sich mit Nahfokus prominent im Vordergrund positionieren. Durch die Staffelung der Bildelemente im Hochformat wirkt selbst eine einfache Hartkoralle plötzlich interessanter.

Gerade wenn du deine Kamera etwas in Richtung Oberfläche drehst, kommt der untere Blitz dem Motiv näher, während sich der obere Blitz vom Motiv wegbewegt. Das musst du über die manuelle Leistungskompensation deines Blitzes korrigieren, also den oberen Blitz heller einstellen und den unteren dunkler.

Die Extremform - Macro-CFWA

Eine noch extremere Bildwirkung lässt sich bei  weitwinkligen Nahaufnahmen von sehr kleinen Motiven erreichen. Nutzt du eine Systemkamera mit Fisheye-Objektiv bist du schon in der Lage kleine Lebewesen oder Pflanzen direkt an der Dome-Scheibe zu positionieren.

Bei Kompaktkameras kommt es auf die verwendete Weitwinkel-Optik an. Auch mit einer  schwachen (+6dpt) Makro-Linse kannst du Strukturen im Hintergrund sichtbar machen.

Ich hoffe diese Anleitung hat dir geholfen. Über deine Fragen und Anregungen in den Kommentaren freue ich mich..

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