Ausrüstung für die Weitwinkelfotografie unter Wasser

Egal, ob du eine Kompaktkamera oder eine DSLR beim fotografieren unter Wasser nutzt.
In beiden Fällen wirst du ein wenig Zubehör benötigen, um wirklich gute Weitwinkel-Aufnahmen zu erzeugen.

Besonders weitwinklige Aufnahmen gelingen an der Kompaktkamera mit einem Weitwinkel-Konverter. An der DSLR kommen Fisheye oder Weitwinkelobjektive zum Einsatz
Besonders weitwinklige Aufnahmen gelingen an der Kompaktkamera mit einem Weitwinkel-Konverter. An der DSLR kommen Fisheye oder Weitwinkelobjektive zum Einsatz

Das passende Objektiv

Ein Phänomen dem jeder Taucher begegnet, ist die Lichtbrechung im Wasser.
Diese führt dazu, dass Objekte unter Wasser größer und näher erscheinen als an Land. Gegenstände unter Wasser scheinen etwa ein Viertel näher und ein Drittel größer.
Ein Fisch der unter Wasser 1m groß wirkt ist in Wirklichkeit nur 75cm lang. Bei reinen Weintwinkelobjektiven verstärkt sich dieser Effekt, da nahe Objekte im Zentrum des Bilds verhältnismäßig noch größer erscheinen.

Diese Eigenschaft des Lichts unter Wasser widerspricht jedoch dem Wunsch Weitwinkelaufnahmen zu erzeugen. Der Bildwinkel wird verkleinert und Objekte somit vergrößert.
Ein Hilfsmittel, mit dem sich dieses Problem zumindest unter Wasser korrigieren lässt, ist der “Dome-Port”. Hierbei wird durch die Wölbung der Glaslinse der Winkel zum einfallenden Licht geändert wodurch ein erweiterter Aufnahmebereich zur Verfügung steht und Objekte direkt vor der Linse nicht mehr übermäßig groß erscheinen.

Weitwinkeloptik INON UWL H100 an der RX100 im Nauticam-Gehäuse bei einer Fototour im Bodensee in Wallhausen bei Konstanz
Mit Blitzen, Blitzarmen und Weitwinkeloptik und 6 kg an Land ist die Kompaktkamera gar nicht mehr so kompakt.

Weitwinkelbilder mit der Kompaktkamera

Bei der Verwendung einer Kompaktkamera ergeben sich einige Vorteile.

Durch das eingebaute Objektiv hast du die Möglichkeit unter Wasser von Fall zu Fall zu entscheiden, ob du Weitwinkel- oder Makroaufnahmen machen willst.

Unterstützt wird diese Eigenschaft durch die optionale Verwendung spezieller Unterwasser-Objektive, sogenannten Wetlenses. Diese Makro- und Weitwinkel-Optiken können auch unter Wasser am Kameragehäuse angebracht oder wieder abgenommen werden. Damit lässt sich die Kamera situationsabhängig mit wenigen Handgriffen  auf extreme Weitwinkelaufnahmen umstellen.

Weitwinkel-Setup mit einer Kompaktkamera

Eine typische Kompaktkamera-Konfiguration für Weitwinkel sieht meist folgendermaßen aus:

  • Die Kamera (in diesem Fall eine Sony RX100 III) sitzt in einem passenden Gehäuse. Üblicherweise haben Kompaktkamera-Gehäuse einen feststehenden Port mit einem M67 Filtergewinde zum Anbringen von Unterwasserobjektiven.
  • Diese Wetlenses gibt es im Weitwinkelbereich in zweierlei Ausführung. Entweder nutzt du eine Weitwinkel-Optik mit flacher Frontscheibe, wie die INON UWL-H100. Oder du greifst auf ein Weitwinkel-Objektiv mit gewölbter Frontscheibe zurück. Diese zweite Variante wird Dome genannt und erweitert den Bildwinkel nochmals um etwa 40°-50°.

Beliebte Weitwinkel-Optiken für die Kompaktkamera

INON UWL-95 S XD
514€

Weitwinkel-Objektiv mit einem Winkel von 144° bei 28mm Brennweite. Hohe Schärfe aber sichtbare Abschattung bei 24mm.

WeeFine WFL01 24mm
950€

Super-Weitwinkel-Objektiv für Kompaktkameras mit einer Brennweite von 24mm, wie der RX100 V oder der G7X III.

Nauticam WWL-1 C
1.030€

Spezielle Kompaktkamera-Weitwinkel-Linse mit Winkel von 130° bei 24mm Brennweite. Inklusive Auftriebselement.

AOI UWL-09 Pro
1.180€

Weitwinkel-Optik mit 130° Winkel bei 28mm Brennweite. 24mm führen zu Vignettierung in den Ecken.

Weitwinkelaufnahmen mit der Spiegellosen Kamera (oder DSLR)

Der große Unterschied zwischen den Kompakten und Systemkameras ist das verwendete Objektiv. Während eine Kompaktkamera durch ihre variable Brennweite viele Anwendungsfälle abdeckt, musst du dich bei SLRs schon vor dem Tauchgang entscheiden, welches Objektiv du unter Wasser nutzen willst.

Das bedeutet, dein Tauchgang ist mit der Wahl des Objektivs auf entweder Weitwinkel- oder Makro-Aufnahmen beschränkt. Ein Wechsel unter Wasser ist leider nicht möglich.

Die häufigste, aber unsicherste Variante ist die Sicherung der Kamera per Handschlaufe am Handgelenk

Die Vorteile von Weitwinkelobjektiven kommen besonders in der Unterwasserfotografie zum Tragen. Zum einen ist die Naheinstellgrenze der Objektive sehr kurz. Das ermöglicht es, auch bei großen Motiven nahe an das Motiv heranzuschwimmen ohne, dass es über den Bildbereich hinaussteht.

Zusätzlich bieten insbesondere die Weitwinkelobjektive mit einer Offenblende von f2.8 schon ab niedriger Blendenzahl eine hohe Schärfe. Das Optimum liegt meist bei Blende f8-f16 und zaubert extrem scharfe Bilder über die gesamte Bildtiefe hinweg. So ist nicht nur das Motiv im Vordergrund perfekt zu erkennen, sondern auch die Wasseroberfläche oder ein Nebenmotiv im Hintergrund.

In der Praxis haben sich verschiedene Weitwinkel-Lösungen bewährt. Die gängigsten Objektive findest du in nachstehender Tabelle. Ob und wann du lieber ein Weitwinkel-Objektiv oder ein Fisheye-Objektiv wählen solltest, liest du bald einem neuen Beitrag.

Weitwinkel-Objektive für Canon Kameras

Objektiv für Canon Brennweite Objektiv-Typ Bildwinkel
horizontal
Naheinstell-grenze Abstand ab Objektiv Links
Canon EF 8-15mm F/4 L Fisheye USM
8-15mm
Fisheye
180° - 142°
15cm
7cm
Canon EF-S 10-22mm f/3.5-4.5 USM
10-22mm
Weitwinkel
122° - 78°(FF)
97° - 54°(APS-C)
24cm
15cm
Canon EF 16-35mm f/2.8 L III USM
16-35mm
Weitwinkel
89° - 54°
28cm
17cm
Canon EF 16-35mm f/4 L IS USM
16-35mm
Weitwinkel
89° - 54°
28cm
17cm
Canon RF 14-35mm f/4 IS USM
14-35mm
Weitwinkel
104° - 54°
20cm
10cm
Objektiv für Nikon Brennweite Objektiv-Typ Bildwinkel
horizontal
Naheinstell-grenze Abstand ab Objektiv Links
Tokina AT-X 10-17mm f/3.5-4.5 DX
10-17mm
Fisheye
180° - 100°
14cm
7cm
Nikon AF P DX 10-20mm f/4.5-5.6 G VR
10-24mm
Weitwinkel
109° - 70°
24cm
17cm
Sigma 10-20mm f/3.5 EX DC HSM
10-22mm
Weitwinkel
102° - 64°
24cm
16cm
Nikon AF G DX 10,5mm f/2.8 Fisheye
10,5mm
Fisheye
180°
14cm
8cm
Sigma 14mm f/1.8 DG HSM ART
14mm
Weitwinkel
114°
27cm
15cm
Objektiv für Sony Brennweite Objektiv-Typ Bildwinkel
horizontal
Naheinstell-grenze Abstand ab Objektiv Links
Canon EF 8-15mm F/4 L Fisheye USM
8-15mm
Fisheye
180°
15cm
7cm
Canon EF 16-35mm f/2.8 L III USM
16-35mm
Weitwinkel
92° - 54°
28cm
17cm
Sony FE 16-35mm f/2.8 GM
16-35mm
Weitwinkel
89° - 54°
28cm
16cm
Sony FE 24mm f/1.4 GM
24mm
Weitwinkel
73°
24cm
15cm
Sony 28-60mm f/4-5.6
28-60mm
Kit-Objektiv
mit WWL-1
140°
30cm
4cm ab WWL-1
Objektiv für
Micro-Four-Third
Brennweiten-
äquivalent
Objektiv-Typ Bildwinkel
horizontal
Naheinstell-grenze Abstand ab Objektiv Links
Olympus ED 7-14mm f/2.8 PRO
14-28mm
Weitwinkel
102° - 63°
20cm
12cm
Panasonic Lumix G 7-14mm f/4 APSH
14-28mm
Weitwinkel
102° - 63°
25cm
17cm
Panasonic LUMIX G 8 mm f/3.5 Fisheye
16mm
Fisheye
180°
10cm
4cm
Olympus ED 8mm f/1.8 PRO Fisheye
16mm
Fisheye
180°
10cm
4cm
Olympus ED 8-25mm f/4 PRO
16-50mm
Weitwinkel
94° - 38°
23cm
14cm
Olympus ED 9-18mm f/4.0-5.6
18-36mm
Weitwinkel
88° - 51°
25cm
17cm

Damit dein Weitwinkel-Objektiv unterwassertauglich wird, benötigst du für dein Unterwassergehäuse einen sogenannten Domeport.

Anders als bei der Kompaktkamera sind diese Objektiv-Abdeckungen nicht unter Wasser wechselbar und schließen deine Kamer und das Objektiv sicher hinter einer gewölbten Glasscheibe ein. Achte darauf, dass es für verschiedene Brennweiten unterschiedliche Port-Empfehlungen der Hersteller gibt. Diese findest du in den verschiedenen Port-Charts.

Weitwinkel-Setup einer Systemkamera

  • Unterwassergehäuse mit Kamerabody
  • Weitwinkelobjektiv nach Wahl
  • Domeport und eventuelle Zwischenringe

Hier spielen die DSLRs ihre Vorteile aus. Anders als bei den Kompaktkameras, für die zusätzliche Linsengruppen zum Einsatz kommen, wird die Abbildungsqualität nicht durch weitere Weitwinkellinsen beeinträchtigt und du sparst dir die Brechungen verschiedener Luft- und Wasserschichten, wie sie bei den Kompaktkameras vorkommen.

Das bedeutet nicht, dass diese Systeme grundsätzlich schlechter sind! Gerade an Sony-Kameras hat sich das 28-60mm Kit-Objektiv in Kombination mit dem Nauticam WWL-1 bewährt, die genauso aufgebaut ist, wie das Setup einer Kompaktkamera.

Weitwinkel-Objektive, Wet-Lenses und Dome-Vorsätze im Vergleich

Neben dem Dome-Port sind Vorsatzobjektive wichtige Hilfsmittel für die Weitwinkelfotografie.
Hersteller sind hier neben den Gehäuseherstellern selbst (Seacam, Ikelite, Nauticam, Sea&Sea) auch Firmen wie Zen, Inon und Saga.

Um den Aufnahmebereich der Kamera zu erweitern kommen Weitwinkelobjektive und sogenannte Domes zum Einsatz.

Wichtig ist hierbei auf die Kompatibilität der zu verwendenden Vorsatzobjektive zu achten.
Die meisten Hersteller verwenden Schraubgewinde wenige andere setzen auf Schnappverschlüsse oder reine Steckverbindungen.

Vorteil der sogenannten Wetlenses ist, dass ein Tausch unter Wasser möglich ist. Das Objektiv kann während des Tauchgangs abgeschraubt und gegebenenfalls durch ein anderes ersetzt werden.
Diese kommen bis auf den Makrobereich fast ausschließlich an Kompaktkamera-Gehäusen zum Einsatz.

Dome-Ports hingegen sind nicht dazu gedacht unter Wasser entfernt zu werden. Diese werden Luft- und wasserdicht am Gehäuse oder einer Wet-Lens angebracht und erhalten erst durch den Lufteinschluss ihre Funktion. Durch die Glaskuppel wird der Brechungswinkel des Lichts beim Übergang aus dem Wasser in die Luft am Dome kontrolliert, nach außen gelenkt und vergrößert somit den Aufnahmebereich nochmals deutlich.

Ohne Domeport liegt im Beispiel oben der Aufnahmewinkel bei ca 110°. Bei der Verwendung der gewölbten Scheibe, vergrößert sich der Winkel auf ca. 160°. Durch die Wölbung wird die Brechung kontrolliert und gleichmäßig wodurch die Koralle verhältnismäßig kleiner auf dem Bild zu sehen ist.

Welche Objektive nutzt du unter Wasser?
Aber auch über Kommentare und Hinweise freue ich mich.
Schreib sie gerne in die Kommentare.

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4 Kommentare zu „Ausrüstung für die Weitwinkelfotografie unter Wasser“

  1. Schöner Artikel, danke für die Erklärung/die bildliche Darstellung.
    Wobei hier auch ein kleiner physikalischer Fehler ist (sofern ich mich grade nicht total irre). Bei der Abbildung mit Dome Port, an der geraden Glasscheibe des Gehäuses (grüne Linie) wird das Licht nicht gebrochen. Auf beiden Seiten ist Luft, wodurch beide Winkel gleich sein müssen. Eine Brechung findet nur bei dem Wechsel zwischen unterschiedlichen Medien statt.

  2. Hallo Tobias,
    danke für den Hinweis, auch wenn hier tatsächlich die Medien wechseln.
    Die anschraubbaren Dome-Ports für Kompaktkameras haben in dem Spalt zwischen Port und erstem Glaselement Wasser und kein Glas. Daher findet hier eine erste Brechung statt.

    Wenn ich beispielhaft die INON-Kombi an der RX-100 anschaue, ist der Aufbau Folgender:
    Kamera im Gehäuse (Luft) – Port (Glas) – Zwischenraum (Wasser) – Weitwinkel-Objektiv (Glas) – Zwischenraum (Luft) – Dome (Glas) – Wasser.
    Das mag bei anderen Produkten auch wieder anders sein.
    Trotzdem danke fürs Mitdenken.

    Viele Grüße,
    Tino

  3. Wie wird der Aufnahmewinkel Unterwasser berechnet?
    Mit und ohne Domeport. Wenn ich auf eine Vollformat Kamera ein 24mm Objektiv aufsetze, gibt es einen Bildwinkel von ca. 84 Grad. Wie wird sich der Bildwinkel Unterwasser ohne Domeport verhalten und wie, wenn ich einen Domeport verwende?

  4. Hallo Tamara,
    zum Verhalten des Domeports gibt es hier bald einen eigenen Artikel.

    Grundsätzlich hat ein Dome zwei Eigenschaften:
    Er sorgt dafür, dass das Licht aus den unterschiedlichen Richtungen immer im optimalen Winkel auf das Objektiv trifft.
    Gleichzeitig sorgt der richtige Port dafür, dass dein Objektiv den kompletten Bildwinkel ausnutzen kann. Bei einem Flachport, findet aufgrund der Brechung immer eine (scheinbare) Vergrößerung statt, die beim Dome hingegen, kompensiert wird (Stichwort virtuelles Bild).

    Hier gibt es einen gutes Tool, der den Flatport simuliert:
    https://oceanity.com.au/tools/flat-port-virtual-image-visualiser

    Wie du die Vergrößerung berechnest, hängt vom verwendeten Objektiv, vom Port und von der Positionierung des Objektivs innerhalb des Ports ab. Beim Dome findet diese scheinbare Vergrößerung, wie gesagt nicht statt. Hier kannst du daher von den horizontalen Bildwinkeln der Objektive (siehe oben) ausgehen. Dafür hast du mit stärkeren stürzenden Linien zu kämpfen, die du bei Flachports nicht so stark wahrnimmst.

    Wenn du mehr dazu lesen willst, empfehle ich dir solange diese Seite
    https://oceanity.com.au/articles/view/understanding-flat-port-and-dome-port-theory

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