Rotlicht in der Unterwasserfotografie

Licht ist für qualitative Unterwasseraufnahmen fast unerlässlich. Mittlerweile bieten einige Hersteller von Videolampen zusätzlich zum weißen Licht, neben einem blauen “UV-Licht” für die Floureszenzfotografie auch ein rotes Licht an.

Auf der Boot in Düsseldorf wurde ich mehrmals gefragt, für was denn das rote Licht an den verschiedenen Videolampen und Blitzen gut sei. Die Annahme einiger Besucher ging in die Richtung: “Wenn ich dann ein Rotlicht unter Wasser habe, brauche ich ja keinen Rotfilter mehr…”

Dieser Artikel soll dir zeigen für was das Rotlicht unter Wasser wirklich gedacht ist und wieso es beim Filmen keinen Nutzen bringt.

Rotlicht und Farbwahrnehmung von Unterwasserlebewesen

Wie du im Beitrag Sicht unter Wasser nachlesen kannst, ist rot die erste Farbe, die durch zunehmende Tiefe unter Wasser verloren geht. Insgesamt ist die Sicht je nach Gewässer sehr eingeschränkt. Das führt dazu, dass viele Unterwassertiere sich auf andere Sinne verlassen und sich die Augen komplett oder auch nur Teile der Farbwahrnehmung, auf die Erfassung relevanter Reize, zurückgebildet haben.
Papageifische beruhigen sich bei rotem Licht. Hier kannst du dich annähern und mit weißen Blitzen das Bild ausleuchten.
Papageifische beruhigen sich bei rotem Licht. Hier kannst du dich annähern und mit weißen Blitzen das Bild ausleuchten.

Andere Lebewesen gehen beim Gebrauch von Rotlicht in eine Art Schlafmodus und schwimmen auch dann, wenn sie angeleuchtet werden, nicht davon. Andere Tiere wiederum, vor allem nachtaktive Fische, die sich viel im Flachwasser aufhalten, werden von rotem Licht regelrecht angelockt.

Brasilianische Forscher fanden heraus, dass es für einige Fische unbewusst appetitanregend wirken soll.
(vgl. Volpato, Bovi, de Freitas – PMC 3597620 2003)

Rotes Licht hat aber noch einen weiteren deutlichen Vorteil bei Nachttauchgängen. Facettenaugen von Krebsen und Garnelen leuchten geradezu in rotem Licht. Wenn du also Gliederfüßer unter Wasser fotografieren willst, hast du mit dem roten Licht, die besten Chancen sie zu finden.

Dabei ist die Suche für deine Augen sehr angenehm, denn selbst bei starker Intensität, ist das Rotlicht für das menschliche Auge weitaus weniger anstrengend, als der schwarzweiße Kontrast, wie du ihn sonst bei Nachttauchgängen hast.

Rotlicht als Fokuslicht

Im Gegensatz zu vielen Tieren, ist deine Kamera sehr gut in der Lage, rotes Licht wahrzunehmen. Entsprechend funktioniert der Autofokus deiner Kamera auch mit reinem Rotlicht als Grundbeleuchtung.

Neben kleinen aufsteckbaren Farbfiltern für den Kamerablitz gibt es auch spezielle Fokuslampen, die sich per Knopfdruck auf Rotlicht umschalten lassen. Diese Fokusleuchten werden direkt auf das Gehäuse der Kamera montiert und leuchten nur den Bereich direkt vor der Kamera aus. Hier findest du mehr zu den Fokuslampen

Krebse sind durch Rotlicht leicht zu finden. Werden sie angestrahlt, leuchten die Augen im Dunklen.

Der Unterschied zu reinen Videolampen liegt in einem kleinen Helligkeits-Sensor, der das weiße oder auch rote Fokuslicht automatisch abschaltet, sobald der Blitz der Kamera ausgelöst wird.

Rotlicht in Videoaufnahmen

Beim Filmen wird wird rotes Licht normalerweise nur zum Annähern an die Riffe verwendet.
Das eigentliche Filmen erfolgt anschließend mit weißem Licht. Würdest du das Rotlicht zum Filmen verwenden, wäre das komplette Filmmaterial wie im Video, einfach nur Rot.
Deshalb solltest du beim Kauf einer Videolampe darauf achten, dass sich das rote Licht schnell und unkompliziert abschalten lässt.

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Buntes Licht für künstlerische Effekte

Eine weitere Möglichkeit mit rotem Licht zu arbeiten, ist für kreative Belichtungen einzusetzen. Dabei können gezielte Beleuchtungen mit unterschiedlichen Farben, unterschiedliche Stimmungen erzeugen.

 

Rotes Licht lässt sich für kreative Zwecke einsetzen. Egal ob im Vorder- oder Hintergrund. Die Aufnahmen wirken künstlerisch und nicht sachlich.
Rotes Licht lässt sich für kreative Zwecke einsetzen. Egal ob im Vorder- oder Hintergrund. Die Aufnahmen wirken künstlerisch und nicht sachlich.

Mehr zum Thema kreative Beleuchtung unter Wasser gibt es bald in einem separaten Beitrag.

Rotfilter oder Rotlicht?

Wahrscheinlich hat sich diese Frage im Laufe des Artikels schon beantwortet. Denn bis auf die Tatsache, dass bei beiden die selbe Farbe im Spiel ist, haben der Rotfilter und das rote Licht nichts miteinander zu tun.

Deshalb kommt rotes Licht auch nicht anstelle des Rotfilters zum Einsatz. Und schon gar nicht gleichzeitig. 😉

Die Aufgabe des Rotfilters ist es fehlende Farben unter Wasser passiv wieder herzustellen.
Mit zunehmender Tauchtiefe nimmt der Rotanteil des Tageslichts ab, bis in etwa 20m Tiefe keine Rot und Orange-Töne mehr vorhanden sind.

Der Rotfilter versucht diesem Phänomen entgegenzuwirken, in dem er die blauen und grünen Anteile im Licht soweit reduziert, bis die Reste von Rot und Orange wieder verhältnismäßig sichtbar sind. Hier kannst du nachlesen, wie der Rotfilter funktioniert.

Um die Farben aktiv wiederherzustellen kommen in der Unterwasserfotografie Blitze oder Videolampen zum Einsatz. Hier ist wieder das gesamte Farbspektrum vorhanden, wodurch im Bild sämtliche Farben sichtbar sind. Würde nun, statt der weißen Lampen, das rote Licht verwendet, würden sämtliche Bilder und Videos aussehen, wie das etwas weiter oben.

Wozu ich rotes Licht nutze, hast du schon gelesen. Wie setzt du es ein?
Schreib es gerne in die Kommentare.

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