Rotfilter in der Unterwasserfotografie
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- Kategorie: Ausrüstung, Unterwasserfotografie
Ein interessantes Hilfsmittel speziell für die Unterwasserfotografie sind sogenannte Rotfilter. Diese können dir, als fotografierendem Taucher, das Leben enorm erleichtern. Vor allem wenn du keine Videolampe oder Blitze benutzt.
Dabei handelt es sich bei den Rot- oder auch Magic-Filtern um gefärbte, durchsichtige Kunststoff oder Glasscheiben, die vor das Kameraobjektiv montiert werden. So wird der Rotanteil im Bild wieder scheinbar erhöht.
Als Vorab-Fazit kann ich klar sagen:
Rotfilter funktionieren zumindest im Flachbereich und ohne zusätzliche Beleuchtung meist zuverlässig weshalb es kein Fehler ist, einen dieser Filter dabei zu haben. Die Bildergebnisse sind oft sichtbar besser und das ohne großen Aufwand.
Wie der Rotfilter funktioniert
Das größte Problem in der Unterwasserfotografie ist der sehr frühe Verlust von Rot und Orangetönen. Woran das liegt kannst du im Beitrag Sicht unter Wasser nachlesen. Allerdings helfen dir die Rotfilter, den Anteil an Rottönen im Bild wieder zu erhöhen.
Anders als du vielleicht zunächst denkst, fügt der Rotfilter jedoch keine rote Farbe hinzu, sondern verringert den Anteil der Grün- und Blautöne im Bild so weit, dass das gesamte Farbspektrum wieder weitestgehend gleichmäßig vorhanden ist.
Hier in den beiden Bildern ist der Effekt deutlich zu sehen.
Während im linken Bild, die Rot-Intensität sehr gering ist, erzeugen die grünen und blauen Farben im Diagramm, regelrechte Spitzen. Bei der Verwendung des Rotfilters im rechten Bild wurde der Intensitätsverlauf der Farben deutlich geglättet und hier im Speziellen, die Grün- und Blautöne abgesenkt. Dadurch scheint wieder mehr Rot im Bild vorhanden zu sein.
Eine weitere Form des Rotfilters ist übrigens der Magentafilter. Während der Rotfilter im Blauwasser (Salzwasser) Anwendung findet, wird der Magentafilter im Süßwasser verwendet. Hier ist der Anteil der Grüntöne höher, als im Salzwasser, weshalb hier gezielt mehr grün entfernt werden muss. Dadurch wirkt der Filter an Land leicht violett.
Nachteile des Rotfilters
So hilfreich der Rotfilter für die Unterwasserfotografie auch ist, hat er einen entscheidenden Nachteil. Durch seine farbreduzierenden Eigenschaften sinkt gleichzeitig die Belichtung um etwa 1 bis 1,5 Blendenstufen. Das bedeutet, für deine Kamera ist das, was sie nun “wahrnimmt” scheinbar dunkler.
Um diesen Effekt zu kompensieren, muss entweder die Belichtungszeit verlängert oder die ISO-Empfindlichkeit erhöht werden. Das dadurch verstärkte Rauschen, macht sich vor allem bei günstigen Kompaktkameras und Actioncams mit kleinem Bildsensor bemerkbar.
Wann solltst du den Rotfilter benutzen?
Wie du schon vermutest, macht ein Rotfilter deine Bilder nicht in jeder Situation besser. Deshalb solltest du seinen Einsatz gut abwägen. Ich selbst, bin inzwischen ausschließlich mit mit Lampen oder Blitzen unterwegs, weshalb ich auf den Rotfilter besser verzichte. In welchen Situationen der Rotfilter wieder Sinn macht, liest du in den folgenden Absätzen.
Abhängig von der Tauchtiefe
Im zu flachen Wasser ist der Einsatz eines Rotfilters nicht sinnvoll. Bis etwa 3 Meter unter der Wasseroberfläche ist noch so viel Rot im Umgebungslicht enthalten, dass die Bilder auch ohne Filter farbenprächtig leuchten. Kommt hier gleichzeitig der Rotfilter zum Einsatz, sind die Bilder deutlich sichtbar rot gefärbt.
Sinnvoll ist die Verwendung des Rotfilters ab einer Tauchtiefe von etwa 3-5m. Dort ist der Rot-Anteil des Lichts schon so weit abgesunken, dass der Filter seine Stärken ausspielen kann. Leider ist der Rotfilter nur bis zu einer Tiefe von ca. 15m zu gebrauchen. Ab dieser Tiefe ist dann das rote Licht so weit reduziert, dass auch der Rotfilter nichts mehr bringt. Hier ist dann eine Lichtquelle wie ein Blitz oder eine Lampe, die einzig sinnvolle Alternative.
Kurz und knapp:
Bis 3m: Ohne Rotfilter
Bis 15m: Entweder Rotfilter ODER Kunstlicht
Ab 15m: Hier hilft der Rotfilter auch nicht mehr. Hier solltest du nur noch Kunstlicht verwenden.
Je nach Entfernung zum Motiv
Gerade im Nahbereich und vor allem in der Makrofotografie, ist bei vielen Kameras der integrierte Blitz absolut ausreichend, um das Motiv zu beleuchten. Setzt du hier parallel den Rotfilter ein, werden deine Bilder einen extremen Rotstich haben. Das Selbe gilt auch für die Verwendung deiner Tauchlampe. Deshalb solltest du hier auf den Rotfilter verzichten.
Dieser Effekt ähnelt dem einer rot leuchtenden Lampe unter Wasser.
Mit größerem Abstand zum Motiv ist auch eine Kombination aus Rotfilter und Lampe möglich. Hierbei werden die Farben im Nahbereich deutlich wärmer und das Blau im Hintergrund wird satter und kräftiger. Dieser Effekt wird besonders in der Videografie genutzt. Im Foto-Bereich lässt er sich aber auch mit wenigen Schritten in der Bildbearbeitung erreichen.
Generell gilt: Der Rotfilter kommt immer dann zum Einsatz, wenn kein RAW und keine Lampe verwendet wird oder das gewünschte Objekt mit dem Blitz oder einer Lampe nicht ausgeleuchtet werden kann. Damit ist der Rotfilter vor allem für die Fotografie von Wracks, großen Riffen, und Fischschwärmen ein hilfreicher Begleiter.
Bei Verwendung von Blitzen oder Lampen
Wie etwas weiter oben schon erklärt, solltest du auf den gleichzeitigen Einsatz einer Lampe (oder eines Blitzes) und eines Rotfilters, verzichten.
Andernfalls wirst du in den meisten Fällen deutlich rot gefärbte Bilder erhalten. Das liegt daran, dass in dem weißen Licht der Lampe die fehlenden Rot-Anteile vorhanden sind. Verringerst du nun durch die Verwendung eines Rotfilters die Grün- und Blauanteile, führt das unweigerlich zu roten Bilder. Damit hast du den Effekt des Rotfilters quasi umgekehrt.
So gut, wie sich die Farben in der Bildbearbeitung von Fotos ohne Rotfilter bearbeiten lassen, kannst du die Farben auch umgekehrt korrigieren und den so entstandenen Rotstich reduzieren.
Dazu kannst du den Weißabgleich auf eine möglichst neutrale Stelle setzen und so versuchen, den Rotschleier zu entfernen. Zusätzlich bietet Lightroom eine Funktion einzelne Farben gezielt in ihrer Sättigung zu kontrollieren.
Kamera-Einstellungen für die Verwendung von Rotfiltern
Setzt du einen Rotfilter ein, gibt es bei der Einstellung deiner Kamera einige Dinge zu beachten, denn der Weißabgleich, und die Belichtungsmessung der Kamera funktionieren nur noch eingeschränkt.
Rotfilter und RAW
Einige Kameras bieten die Möglichkeit im sogenannten RAW-Format zu fotografieren. Was das ist, erkläre ich in meinem Beitrag zu den Bildformaten RAW und JPG genauer.
Jedenfalls ermöglicht dir dieses Bildformat, durch die verlustfreie Speicherung der Bilddaten eine deutlich bessere Bildbearbeitung. Das bringt gerade für Fotos, die ohne zusätzliche Beleuchtung entstehen, so wie auch bei der Verwendung des Rotfilters, einen deutlichen Gewinn. Vor allem der Weißabgleich, kann durch die Speicherung der Bild-Rohdaten sehr einfach und zuverlässig auch nachträglich angepasst bzw. korrigiert werden.
Im Umkehrschluss solltest du aber, nur weil du in RAW fotografierst, nicht auf den Filter verzichten. So flexibel das RAW-Format in der Bearbeitung auch sein mag, lassen sich auch beim RAW-Format mit der Bildbearbeitung nicht vorhandene Farben auch nicht wieder herstellen. Warum das so ist, habe ich in den Kommentaren nochmals ausgeführt.
Das heißt: Die Bildbearbeitung kann keinen Rotfilter ersetzen. Wie weiter oben schon beschrieben, geht schon in geringen Tiefen ein großer Anteil des roten Lichts verloren. Daher wirst du ab einer Tauchtiefe von mehr als drei Metern mit dem Filter bessere Ergebnisse erzielen als mit der reinen Bildbearbeitung.
Optimal ist natürlich die Kombination aller drei Möglichkeiten zur Bildoptimierung. Mit dem Filter wird der Rot-Anteil wieder “verstärkt” und mit dem RAW-Format lässt sich dieses Ergebnis zusätzlich besser anpassen. Mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm kann auch, das eventuell durch den hohen ISO entstandene Rauschen, reduziert werden.
Weißabgleich bei Rotfilter-Fotos
In der Regel funktioniert der Weißabgleich mit Rotfilter selbst im Automatikmodus recht gut. Die Farben sind satt und lebendig. Leider lassen sich die Ergebnisse auf diese Art nur schwer reproduzieren.
Ein optimales Ergebnis erhältst du, wenn du den Weißabgleich in unterschiedlichen Tiefen manuell mit einer Graukarte (oder einer weißen/grauen Tauchflasche) vornimmst. Diese sollte sich in etwa dem gleichen Abstand zu dir befindet, wie das spätere Motiv. Dadurch ist die Farbkorrektur bestmöglich auf die jeweilige Tiefe angepasst und du schaffst gleichzeitig eine gewisse Kontinuität in den Farben deiner Unterwasserfotos.
Mit größerem Abstand zum Motiv ist auch eine Kombination aus Rotfilter und Lampe möglich. Hierbei werden die Farben im Nahbereich deutlich wärmer und das Blau im Hintergrund wird satter und kräftiger. Dieser Effekt wird besonders in der Videografie genutzt. Im Foto-Bereich lässt er sich aber auch mit wenigen Schritten in der Bildbearbeitung erreichen.
Generell gilt: Der Rotfilter kommt immer dann zum Einsatz, wenn kein RAW und keine Lampe verwendet wird oder das gewünschte Objekt mit dem Blitz oder einer Lampe nicht ausgeleuchtet werden kann. Damit ist der Rotfilter vor allem für die Fotografie von Wracks, großen Riffen, und Fischschwärmen ein hilfreicher Begleiter.
Belichtungskorrektur
Durch die Absenkung einzelner Farbbereiche durch den Filter, kann die Belichtungsmessung der Kamera ein falsches Ergebnis liefern und das Bild wird zu hell. Daher kann es in einigen Fällen durchaus sinnvoll sein, die Belichtungskorektur um 1/2 bis 2/3 Blendenstufen zu reduzieren. Gleichzeitig solltest du den ISO erhöhen, damit die Belichtungszeiten nicht zu lang werden und deine Bilder durch eine eventuelle Bewegungsunschärfe, verschwommen sind.
Welchen Rotfilter brauchst du?
Es gibt unterschiedliche Rotfilter verschiedener Hersteller. Einige werden aus Kunststoff, andere aus Glas gefertigt. Kunststoff hat den Vorteil, dass es auch den einen oder anderen Schlag verträgt, dafür verkratzt es aber schneller. Gerade die Farbfilter für Actioncams sind meist aus Plastik um Gewicht zu sparen.
SeaFrogs
M67 Rotfilter
Für viele Kompaktkameragehäuse von Fantasea, Nauticam, Ikelite, Olympus, SeaFrogs, Weefine
DiveVolk
Rotfilter-Erweiterung
Zur Montage an das Smartphone-Gehäuse Sea Touch 4 inklusive Rot- und Magentafilter
Luphole
Rotfilter für GoPro Hero 12
Rot- und Magentafilter-Set für die Montage an das offizielle Gehäuse der GoPro 9, 10, 11, 12
Luphole - Wasserdichtes Gehäuse mit Filtern für ältere GoPro
Unterwassergehäuse mit verschiedenen Rot- und Magenta-Filtern für die GoPro Hero 7, 6, 5
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Für eine hochwertige Unterwasserkamera in einem Gehäuse mit der passenden Montagemöglichkeit, können Rotfilter mit einem Filtergewinde (M67) zum Einsatz kommen. Gerade Kompaktkamera-Gehäuse von Nauticam, Ikelite und Fantasea bieten das entsprechende Gewinde. Hier sollten aufgrund der höheren Qualität Glasfilter verwendet werden. Diese verkratzen weniger schnell und sind meist vergütet was zu weniger Reflexionen führt. Preislich sind sie ein klein wenig teurer.
Du kannst keinen Filter montieren?
Für Kameras und Gehäuse, die keine Montagemöglichkeit für die Filter haben, können Selbstbaulösungen zum Einsatz kommen.
Hier haben sich die guten aber teuren Magic Filter Foliena bewährt. Diese werden in verschiedenen Größen ausgeliefert und können auf das richtige Maß zugeschnitten werden.
Auch der Schweizer Hersteller Keldan hat demnächst spezielle Rotfilter im Programm, die sich für deine Kamera und Objektive zuschneiden lassen.
Wenn du neben Rotfiltern auch mit verschiedenen anderen Farben spielen willst, kannst du auf Farbfolien der Firma LEE Filters zurückgreifen. Diese Folien sind als komplettes Set oder einzeln erhältlich. Eigentlich handelt es sich dabei um Farbfolien, die in der Veranstaltungs- und Beleuchtungstechnik zum Einsatz kommen und dort vor den Lampen montiert werden.
Der Rotfilter kann durch die ähnlichen Farben Farben 107 (Light Rose) oder 109 Light Salmon ersetzt werden. Diese Filter sind aber lange nicht so gut, wie die “echten” Magic-Filter.
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Ich habe den Beitrag mit Interesse gelesen, jedoch hat mir gefehlt welches Rot oder Magenta genommen werden sollte. Denn Rot ist nicht gleich Rot und das gilt auch für Magenta. Wäre super, wenn das noch ergänzt wird.
Hallo J. Buck
Danke für deinen Hinweis.
Ich gebe dir Recht – es gibt, wie du sagst, bei den Rotfiltern zwei unterschiedliche Farben. Dabei ist die optimale Farbe von der Tauchtiefe anhängig. Für den Magentafilter kenne ich keine unterschiedlichen Tönungen.
Bei den Rotfiltern wird unterschieden zwischen SWCY (Shallow Water Cyan) für geringe Tiefen bis etwa 7m und vor allem tropische Gewässer. Und es gibt den etwas stärkeren CY (Cyan) Filter, der bis zu einer Tauchtiefe von 15m gedacht ist. Manch ein Hersteller gibt auch eine Einsatztiefe von 20m an.
Interessant ist dabei, dass hier auf dem deutschen Markt eigentlich nicht unterschieden wird. Hier bekommst du in der Regel keine weiteren Informationen zu den Eigenschaften der Filter. Da werden dann entweder rot-getönte Bilder im Flachwasser oder weniger gefärbte Fotos im tiefen Wasser in Kauf genommen.
Eine Ausnahme, wie ich gesehen habe, stellt der Online-Shop von http://unterwasserkamera.at dar. Dort gibt es eine größere Auswahl an Rotfiltern auch für unterschiedliche Tiefen.
Einen besonderen Filter hat die Firma STC Filters auf den Markt gebracht. Dieser ist wie Polfilter drehbar und kann damit in der Intensität verstellt werden. Auch bei den MagicFiltern gibt es noch eine Besonderheit. Hier sollen sich die neuen “Auto-Filter” automatisch an die Tauchtiefe und das vorhandene Spektrum anpassen.
Hallo,
ich habe eine Verständnisfrage. Oben im Artikel heißt es, dass ein Rotfilter kein Rot hinzufügt sondern die anderen Farben reduziert. OK aber dann müsste doch der RAW Modus genauso gut funktionieren, weiter unten im Text wird dies verneint. Mit der RAW Bearbeitung kann ich doch im Bild einzelne Farbtöne reduzieren.
Wieso hat dies nicht den gleichen Effekt wie der Rotfilter?
Hallo Dominic,
ich versuche das Problem so verständlich wie möglich zu erklären.
Die Kamera hat auch im RAW-Modus einen begrenzten Tonwert und Helligkeitsumfang. Der Umfang ist immer der gleiche. Das heißt, es macht nur einen geringen Unterschied, ob ich den Rot-Kanal anhebe oder den Filter benutze und den ISO erhöhe. Trotzdem hat der höhere ISO im Vergleich zum einzelnen Rot-Kanal einen gewissen Vorteil. In der Regel ist die Rausch-Angleichung des Kameraprozessors etwas besser, als die aus Lightroom. (Es gibt einige wenige Sensoren, die die Farben mit einzelnen ISO-Vorstufen unabhängig voneinander aufzeichnen – ich meine Fuji hat soetwas aber das ist nicht die Regel)
Jetzt hast du aber in der Unterwasserfotografie genau das Problem, dass dir eine einzelne Farbe fehlt. Den ISO anzuheben um das Rot anzugleichen verstärkt die grünen und Blauen Farbanteile so sehr, dass diese Farbanteile überbelichtet sind. Dementsprechend fehlen in einem korrekt ausbelichteten Bild eben die Rotanteile.
Nun hast du das Problem, dass sich die drei Grundfarben auch im RAW-Modus gegenseitig begrenzen. Das bedeutet, wenn bei einem Unterwasserfoto genug Grün und Blau im Bild sind, sinken die Rot-Werte extrem weit ab. Natürlich kann ich diese geringen Werte in der Bearbeitung auch ein Stück anheben. Das wird aber unweigerlich zu Farbfehlern und falschen Pixeln im Bild führen, da nur minderwertige Farbinformationen vorhanden sind. Deshalb siehst du bei der Nachbearbeitung auch so ein extremes Rauschen, wenn du den Rotkanal hochziehst.
Nutzt du nun einen Rotfilter, senkst du die Helligkeit der beiden anderen Kanäle um ein ähnliches Maß, wie es beim Rot durch das Wasser geschieht. Dadurch wird das Bild natürlich dunkler.
Der erste Impuls wäre, um die Belichtung beizubehalten, den ISO zu erhöhen. Da der ISO schon vor der Aufnahme eingerechnet wird, kannst du das Bild damit schon heller machen. Allerdings tritt hier ein ähnlicher Effekt auf, wie bei der Anhebung des Rotkanals. Daher solltest du zusätzlich mit der Blende und der Zeit gegenarbeiten, damit das Bild wieder korrekt belichtet ist.
Und hier kommt der Knackpunkt – Auf diese Weise sorgst du dafür, dass physikalisch mehr Rot-Anteile auf den Sensor treffen. Durch die Belichtungszeit und auch die Blende verringerst du demnach den Signal-Rausch-Abstand und hast hochwertigere Farbinformationen. Daher hast du dir durch den Filter einen Vorteil verschafft: Alle drei Farben arbeiten wieder mit einem ähnlichen starken Signal wodurch das Foto später rauschfreier sein kann, als wenn du nur den Rotkanal “hochgezogen” hättest. Aber selbst wenn du nur den ISO in der Kamera erhöhst, ist das Ergebnis meist besser, als wenn du nur einen einzelnen Kanal in der Bildbearbeitung hochziehst.
Ich hoffe du hast verstanden, worauf ich hinaus wollte. Sonst kannst du mir auch gerne eine Mail schreiben.
Liebe Grüße
Tino
Kann ich einen “normalen” handelsüblichen Rotfilter verwenden, oder gibt es spezielle Unterwasserfilter? Besteht hier ein Unterschied?
Hallo Oliver,
nein das empfehle ich dir nicht. Zum einen ist der Frequenzverlauf der Rotfilter an Land anders als für unter Wasser. Außerdem werden für die Filter an Land gelegentlich Sprengringe oder Sicherungen aus Stahl verwendet, die im Salzwasser stark korrodieren. Daher empfehle ich dir ausschließlich Filter mit Aluminiumgewinde, die auch für die Nutzung unter Wasser freigegeben sind.
Hallo Tino,
Danke für Deine ausführliche Antwort auf Dominics Frage. Nun habe ich es endlich verstanden, wie das mit dem Filter funktioniert. Freue mich schon auf meinen nächsten Tauchurlaub um das noch mal zu testen. Hatte meinen Rotlichtfilter schon beiseite gelegt.
Viele Grüße
Dirk
Ich habe noch eine Zusatz-Verständnisfrage. Kann ich den Rotfilter unter Wasser an- und abbauen, je nach Tiefe, d. h. darf Wasser zwischen Frontlinse des Gehäuses und Filter sein, oder sollte der trocken montiert werden?
Danke für die ausführliche Erklärung. Habe letzt mit meiner GoPro + Polarpro Rotfilter in Mexiko gefilmt. Tauchtiefe war ca 12-20m +/-. Leider hatte ich danach in der Nachbearbeitung extrem Probleme das Rot wieder zu reduzieren. Wasser war sehr klar und daher kam viel Licht runter. Hätte ich hier den automatischen Weißabgleich deaktivieren müssen?
Ja, hier hätte ich den Weißabgleich auf Tageslicht gesetzt. Die Kamera versucht das zu kompensieren und kommt dabei durcheinander.
Ein weiterer Hinweis – ich durfte inzwischen mehrfach beobachten, dass häufig zu starke Rotfilter verwendet werden. Theoretisch brauchst du für unterschiedliche Tiefen eine unterschiedliche Rot-Intensität. Vielleicht lag es auch daran.