Pflege der Unterwasserkamera-Ausrüstung

Was für ein genialer Tauchgang. Da sind bestimmt tolle Bilder dabei. Aber der nächste Tauchgang ist schon wieder in drei Stunden. Und während du noch deine Kamera-Ausrüstung liebevoll für den nächsten Tauchgang vorbereitest, sind deine Buddies mit ihren Smarthones schon beim Dekobier. Da liegt der Gedanke nahe, die Kamera einfach bis zum nächsten Tauchgang einfach liegenzulassen.

Auch wenn die Pflege der Kamera und die Vorbereitungen auf den nächsten Tauchgang durchaus Zeit kosten, lohnt sich das Prozedere doch. Lieber „verlierst“ du eine halbe Stunde Ruhe, als deine Kamera, durch einen Wasserschaden. 

Zur Pflege des Gehäuses gehört auch die regelmäßige Kontrolle der Batterien, in diesem Fall für den Leckwarner und das Vakuumsystem
Zur Pflege des Gehäuses gehört auch die regelmäßige Kontrolle der Batterien, in diesem Fall für den Leckwarner und das Vakuumsystem

Gerade an Sandstränden und nach Tauchgängen im Salzwasser, kann es ohne Pflege schon bald zu Problemen mit deinem Equipment kommen. Schwergängige Tasten sind hier nur ein Problem. Salzkristalle, Sandkörner und Haare belasten die Dichtringe deines Kameragehäuses und führen irgendwann zu einem Wassereinbruch.

Deshalb findest du hier einen Leitfaden mit Pflegetipps, die dir langfristig viel Ärger ersparen..

Pflege Vor dem Tauchgang

Auch wenn die Kamera die letzten 3 Monate verpackt im Schrank stand, ist es wichtig die Kamera vor der nächsten Verwendung nochmals zu reinigen und sämtliche Dichtringe zu überprüfen. Auch die Batterien des Leckwarners, meist 2032 LiIon Batterien, zu Prüfen ist kein Fehler.Diese Vorbereitung braucht je nach Umfang des verwendeten Equipments etwa 10 bis 20 Minuten.

Vorbereitung und Prüfung des Gehäuses

Der Zusammenbau und die Reinigung sollten am besten noch daheim oder im Hotel geschehen. Direkt auf dem Boot hat man neben eventuellem Wellengang auch mit einer erhöhten Luchtfeuchte zu rechnen. Räume mit Klimaanlage sind optimal, da die Luftfeuchtigkeit hier geringer ist. Das Gehäuse wird möglichst auf einem trockenen und fusselfreien Untergrund platziert und bleibt dort, bis sämtliche Teile geprüft und eingebaut sind. 

Zur Reinigung wird der O-Ring mit einem stumpfen Gegenstand wie z.B. einer Geldkarte oder einem Gitarrenplektrum entfernt. Alternativ lässt er sich auch vorsichtig mit den Fingern zusammenschieben und an der Wölbung herausnehmen.

Hast du das Gehäuse länger nicht genutzt, kannst du es mit einem Blasebalg ausblasen. Die Innenseite deines Ports kannst du mit einem Glasreiniger-Tuch oder einem Lenspen reinigen.

Mit einem fusselfreien Tuch reinigst du die Flächen, an denen der O-Ring aufliegt. Schon ein einzelnes Haar kann dazu führen, dass Wasser eindringt.
Mit einem fusselfreien Tuch reinigst du die Flächen, an denen der O-Ring aufliegt. Schon ein einzelnes Haar kann dazu führen, dass Wasser eindringt.

Hama
Lenspen

Reinigungsstift mit einer weichen Reinigungsfläche für  Objektive und Port-Innenscheibe.

Zeiss
Rinigungstücher

Besonders schonende Reinigungstücher für Ports, Objektive und Displays.

Blasebalg zum Entfernen von Staub aus dem UW-Gehäuse und zur Reinigung von DSLR-Sensoren

O-Ring Entferner aus Metall, mit dem sich auch besonders kleine O-Ringe entfernen lassen.

Für mit einem * gekennzeichnete Links erhalten wir beim Kauf eine Provision, mit der sich die Seite finanziert.

Erreichbare O-Ringe entfernen und säubern

Anschließend wird das Gummi unter klarem Wasser abgespült und danach mit einem feuchten Mikrofaser- oder Taschentuch gereinigt. Hier ist darauf zu achten, den Gummiring nicht zu sehr zu dehnen, um eine unnötige Belastung zu vermeiden.

Nun wird die Nut für den O-Ring am Gehäuse mit dem Mund ausgeblasen und danach mit einem Taschentuch ausgewischt. Nach dem Trocknen sämtlicher Dichtelemente, werden die Dichtringe eingefettet und vorsichtig an ihre Position gedrückt.

Zunächst entfernst du den O-Ring. Verwende hierzu möglichst keine scharfen Gegenstände.
Beim Entfernen des O-Rings solltest du keine scharfen Gegenstände nutzen.

O-Ringe kontrollieren und fetten

Zur Sicherheit sollte für sämtliche Dichtungen nur das vom Hersteller empfohlene Schmiermittel verwendet werden. Eventuell kommt es mit anderen Silikonen zu Reaktionen, die den O-Ring auflösen können. Beim Auftragen muss nicht übermäßig viel Silikonfett verwendet werden. Es geht nur darum das Gummi geschmeidig zu halten. Das Fett selbst hat keine Dichtwirkung.

Wenn beim Einfetten schadhafte Stellen zu spüren sind, sollte der O-Ring sicherheitshalber ausgetauscht werden.

 

Kommt der interne Blitz der Kamera zum Einsatz, kann zusätzlich ein Kondensationsstreifen oder ein Päckchen mit Silikat-Kügelchen in das Gehäuse gelegt werden. Durch die Hitzeentwicklung kann es zur Kondensation im Gehäuse kommen. Irgendeine Stelle, an die diese Helferchen passen, gibt es immer. Einige Hersteller lassen dafür extra etwas Platz. Wichtig ist nur, dass sämtliche Bedienelemente und der O-Ring in ihrer Funktion nicht beeinträchtigt werden.

Damit ist das Gehäuse soweit vorbereitet und kann unter gleichmäßigem Druck geschlossen werden.

Der O-Ring wird nur mit einer geringen Menge Fett bestrichen und dabei leicht gedehnt. So lassen sich schadhafte Stellen erkennen und das Gummi geschmeidig halten.
Der O-Ring wird nur mit einer geringen Menge Fett bestrichen und dabei leicht gedehnt. So lassen sich schadhafte Stellen erkennen und das Gummi geschmeidig halten.

Test und Abtauchen

Diese Reinigungsprozedur wiederholt sich mit eventuellen externen Blitzen und Displays.
Nach dem Zusammenbau des gesamten Kamera-Rigs werden die Batterien geprüft und kurze Funktionstests und an Land gemacht um eine korrekte Funktionalität zu gewährleisten. Nichts ist ärgerlicher, als wenn du unter Wasser feststellst, dass ein Akku im Blitz falschherum eingelegt ist, oder noch der Objektivdeckel auf der Linse steckt.

Auch die O-Ringe von Lampen, Blitzen und anderem Zubehör werden regelmäßig gereinigt.
Auch die O-Ringe von Lampen, Blitzen und anderem Zubehör werden regelmäßig gereinigt.

Hast du deine Ausrüstung länger nicht verwendet, kannst du die Dichtheit auch in einem Eimer mit klarem Wasser , der Regentonne oder einer Badewanne teste. Der kritischste Teil am Tauchgang selbst, ist der anfängliche Abstieg bis ca. 5m, da hier der Druck in kurzer Zeit extrem steigt.

Hier bringen Vakuum-Ventile einen enormen Vorteil. Sie erlauben den Drucktest unter trockenen Bedingungen und zeigen eine Undichtigkeit zeitnah an.

Pflege der Kamera nach dem Tauchgang

Zurück vom Tauchgang sollten Kamera und Blitze möglichst bald in sauberen Süßwasser abgespült werden. So wird verhindert, dass sich Sand oder Salz an den O-Ringen festsetzen. Auf Tauchbasen an Land hat es in der Regel Wasserbecken, in denen du deine Ausrüstung spülen kannst. Auf dem Boot stellt die Crew in der Regel eine Wanne mit klarem Wasser auf. Gibt es wie auf einem Speedboat keinen Eimer, kannst du die Kamera auch in ein nasses Handtuch einschlagen. So verhinderst du ein Abtrocknen und die Bildung von Salzkristallen am Gehäuse, die Ports verkratzen und Dichtringe angreifen.

Nach dem Tauchgang im Meer solltest du die Kamera in Süßwasser einweichen. Das löst das Salz und Sand.
Nach dem Tauchgang im Meer solltest du die Kamera in Süßwasser einweichen. Das löst das Salz und Sand.

Weiterhin sollte man aufgrund der Seeluft und Feuchtigkeit auf unnötiges Öffnen verzichten. Auf Tauchsafaris lässt sich das natürlich nicht verhindern.

Hier sind Tauchgänge im Süßwasser natürlich vergleichsweise unkompliziert.

Nach der Rückkehr ins Hotel oder nach Hause, sollte die Kamera nochmals gründlich gespült werden. Während man die Bilder von der Speicherkarte sichtet, kann man das Gehäuse in frischem Wasser einweichen und nochmals abspülen. Alle Knöpfe sollten ein paar Mal gedrückt werden, um Sand und Salz zu herauszuwaschen. Der Aufwand lohnt sich.

Langzeit-Pflege

Wenn du deine Kamera über einen längeren Zeitraum nicht verwendest,  solltest du die O-Ringe  entfernen und reinigen, an die du gut herankommst. Das beugt Schimmel, Ablagerungen und Druckstellen vor.
Nach dem letzten Reinigungsvorgang wird das Gehäuse über Nacht getrocknet. Anschließend kommt zur Pflege unter jede Taste ein kleiner Tropfen Silikonöl / Silikonfett. Durch mehrmaliges Drücken der Knöpfe, wird das Fett verteilt und hält die Dichtungen geschmeidig. Überflüssiges Öl sollte nicht auf Frontlinsen und die Gehäuseinnenseite tropfen. Überschüssige Flüssigkeit wird am besten sofort abgeputzt.

Alle gereinigten O-Ringe werden nochmals gefettet und dicht verschlossen in kleine Plastikbeutel gesteckt, die du ins Innere des Unterwassergehäuses  legen kannst. Das Gehäuse selbst wird nur lose verschlossen und in einem Staubschutzbeutel gelagert.

Etwa ein mal im Jahr sollten sämtliche O-Ringe (theoretisch) gezielt überprüft und gegebenenfalls ausgetauscht werden. Die Hersteller bieten teilweise komplette Dicht-Kits an. Andernfalls kannst du dein Gehäuse auch in die Revision geben.

Hast du Fragen oder weitere Tipps? Schreib sie gerne in die Kommentare.

Ähnliche Beiträge

6 Kommentare zu „Pflege der Unterwasserkamera-Ausrüstung“

  1. Hallo, sehr interessanter Artikel, super Seite.
    Welches Silikonöl verwenden Sie zur Pflege der Tastendichtungen denn?
    Welche Viskosität von welchem Hersteller?
    Gruß Thomas B.

  2. In der Regel kommen die Hersteller-eigenen Silikonöle zum Einsatz, da man hier sicher gehen kann, dass es zu keinen Wechselwirkungen zwischen den Dichtungen und dem Fett kommt. Aus diesem Grund werden auch die O-Ringe in verschiedenen Farben produziert. So lassen sich die verschiedenen Materialien leichter unterscheiden.

    Wenn du also noch ein Silikonfett von deinem Gehäusehersteller bekommst, würde ich das nehmen. Mit einem Zahnstocher bekommst du das Fett auch an die Tasten. Ansonsten findest du auch z.B. bei Unterwasserkamera.at ein spezielles dünnflüssiges Öl, extra für Tasten und andere bewegliche Elemente.

  3. Interessanter Artikel, ist bestimmt vielen hilfreich!
    Ich hätte da zur Reinigung noch ein paar Anmerkungen, die auch hilfreich sein könnten.

    Gehäuse nach jedem Tauchgang im Süßwasser spülen mit Spülmittel (ggf. Duschgel) (nicht nur Tauchtonne, oder Becken), da oft schon mit Salzwasser verunreinigt, oder entsalztes Meerwasser, oder eine Mischung aus diesen. Das Spülmittel verhindert, das sich Kalk am Gehäuse und an Anbauteilen (Arme, Blitz, Diopter usw.) ablagert. Kalkablagerungen können später nur mühsam entfernt werden, besonders Wetlense/Diopter/Nahlinsen sind da empfindlich!

    Zuhause: Gehäuse 24h wässern, Knöpfe alle paar Stunden drücken – Gehäuse (verschlossen) in Geschirrspüler im Gläserprogramm (30-40°C), ohne Geschirr Reiniger!, reinigen. Das Gehäuse sieht danach aus, wie neu!
    Kalkablagerungen können mit Zitronensäure verdünnt in warmen (nicht kochend) Wasser entfernt werden. Hier behutsam vorgehen ( Zitronensäure nicht zu stark konzentrieren), besonders beim Gehäuse (Dichringe für Knöpfe), oder bei vergüteten Linsen (Diopter, Nahlinsen) ist Vorsicht geboten!

  4. Zum vorsichtigen Reinigen von schwer zugänglichen Stellen (z.B. unter Knöpfen) eignen sich Interdental Bürstchen in unterschiedlichen Größen sehr gut 🙂

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen
This site is registered on wpml.org as a development site. Switch to a production site key to remove this banner.