Makro-Objektive für die Unterwasserfotografie

Gibt es Vorteile einer DSLR / DSML unter Wasser?
Ja, definitiv, wenn es um Makro-Aufnahmen geht.

Wo die Kompaktkamera unter Wasser mit Dioptern und kurzem Arbeitsabstand Lebewesen verjagt, spielt die Systemkamera ihre Vorteile aus. Mit „echten“ Makro-Objektiven.

Dabei bieten die Speziellen Makro-Objektive nicht nur  eine 1:1 Vergrößerung bei angenehmem Abstand, sondern in vielen Fällen auch einen deutlich schnelleren Autofokus.

Bei Verwendung eines Makro-Objektivs, wie dem Canon 100mm Macro, wird ein Eins zu Eins Abbildungsmaßstab erreicht. Das bedeutet, dass ein Fisch mit 3,5 Zentimetern Länge den kompletten 35mm Sensor einer Vollformat-Kamera ausfüllt.
Eine 1:1 Abbildung bedeutet, dass ein Zentimeter des Motivs auf einem Zentimeter des Sensors abgebildet wird.

Diese bilden das zu fotografierende Objekt mindestens im Maßstab von 1:1 auf dem Sensor der Kamera ab.
Das heißt, ein Fisch mit einer Länge von 36mm wird bei der kleinstmöglichen Distanz zur Kamera mit 36mm Länge, also formatfüllend auf dem Sensor abgebildet. Auf dem Bildschirm ist der Fisch natürlich deutlich größer zu sehen.

Makro-Objektive im Vergleich zu Normal-Objektiven und Nahlinsen

In der Unterwasserfotografie hast du verschiedene Möglichkeiten große Nahaufnahmen oder sogar Makros zu erzeugen. Angefangen vom Normalobjektiv mit Dioptern bis hin zum Fisheye-Objektiv, das bei extrem kurzem Abstand Close-Focus-Wide-Angle Bilder erlaubt, steht dir eine Bandbreite an technischen Lösungen zur Verfügung.

Strenggenommen handelt es sich dabei nicht um echte Makros, aber darüber kannst du einen Augenblick hinweg sehen. Welche Methoden es gibt, kannst du auch im allgemeinen Beitrag zur Makro-Fotografie nachlesen. 

Viele Normalobjektive können besonders kleine Strukturen nicht vergrößert Abbilden, weil der Arbeitsabstand zwischen Objektiv und Motiv groß genug sein muss, damit die Kamera auch wirklich scharfstellen kann.

Normalobjektive mit Brennweiten von 50-200mm lassen sich jedoch mit Dioptern zu Makro-Objektiven konvertieren. Das ist ein Prinzip, das auch an den Kompaktkameras angewendet wird. Dabei spricht grundsätzlich nichts gegen Diopter. Allerdings sinkt die Naheinstellgrenze deutlich.

Eine andere Möglichkeit ist es, Normalobjektive mit Zwischenringen zu verlängern und so eine Vergrößerungswirkung zu erzielen. Aber auch diese Lösung hat Nachteile. So brauchst du zusätzliche Port-Verlängerungen und jeder Zentimeter, um den du ein Objektiv verlängerst, schluckt Licht. Das bedeutet, dass du mit höherem ISO oder einer längeren Belichtungszeit fotografieren musst.

Normalobjektiv ohne Diopter Normalobjektiv mit Diopter Echtes Makro-Objektiv
Das Normalobjektiv hat besonders bei hohen Brennweiten einen großen Arbeitsabstand (oftmals 40cm und mehr).
Je nach Diopter verkürzt sich der Arbeitsabstand auf eine Distanz von 30 Zentimetern bis 5 Zentimetern.
Makro-Objektive haben je nach Brennweite einen Arbeitsabstand von 15-30 Zentimetern.
Durch den großen Abstand zum Motiv und die geringe Vergrößerungsleistung werden auch kleine Strukturen nur klein abgebildet.
Je nach Stärke der Nahlinse lassen sich die Motive bis zu 5 Mal so groß abbilden, wie ohne Macro-Converter.
Das Makro-Objektiv erzielt bei geringstem Fokusabstand eine Abbildung von 1:1. Diese Leistung kann mit Dioptern verstärkt werden.
Die meisten Normalobjektive sind Zoom-Objektive, die einen vergleichsweise großen Port erfordern.
Mit einem Diopter kommt es bei zu kurzen Brennweiten zur Abschattung in den Ecken.
Macro-Ports sind so knapp bemessen, dass die Linse fast am Port anliegt. So entstehen weniger Abbildungsfehler und auch Diopter lassen sich optimal nutzen.

Makro Objektive für die verschiedenen Kamerasysteme

Eine Besonderheit der Makro-Objektive liegt zum einem in ihrem geringen Arbeitsabstand.

Denn auch mit guten Teleobjektiven lassen sich kleine Objekte groß abbilden. Hier liegt die Naheinstellgrenze und damit auch der Arbeitsabstand deutlich über einem Meter, was für die Unterwasserfotografie aufgrund von Farbverlusten, Schwebteilchen und der Blitzleistung keine Option ist. Siehe Sicht unter Wasser.

Ein weiterer Vorteil, den echte Makroobjektive mit sich bringen, sind die geringen Verzeichnungen und Bildfehler im Randbereich des Bildes. Durch eine spezielle Linsenanordnung ist die Schärfeebene wirklich gerade und fällt nicht wie bei anderen Objektiven in den Ecken ab.

Leider haben auch Makro-Objektive mit gewissen Einschränkungen zu kämpfen.
Um eine maximale Bildqualität zu erreichen, werden Makro-Objektive in der Regel als Festbrennweiten angeboten, das heißt es kann nicht gezoomt werden. Für größere Objekte ist entweder eine kürzere Brennweite oder ein größerer Abstand erforderlich.

Das Objektiv legt auch den Abbildungsmaßstab fest und kann außer durch einen Objektivwechsel nicht verändert werden. Die maximale Vergrößerung wird an der Naheinstellgrenze des Makroobjektivs erreicht. Vergrößerst du den Abstand zum Objekt, wird es kleiner abgebildet wird, als es eigentlich ist.

Canon Kameras

Objektiv für Canon Brennweite Naheinstell-grenze Abstand ab Objektiv Dioptrien Äquivalent Abbildung Links
Canon EF-S 60mm f/2.8 Macro USM
(mit RF-Adapter)
60mm
20cm
9cm
5 dpt
1 : 1
Canon RF 85mm f/2 IS STM Macro
85mm
35cm
17cm
2,8 dpt
1 : 1
Canon EF 100mm f/2.8 Macro USM
100mm
30cm
14cm
3,3 dpt
1 : 1
Canon EF 100mm f/2.8 L Macro IS USM
100mm
30cm
14cm
3,3 dpt
1 : 1
Canon RF 100mm f/2.8L IS USM Macro
100mm
30cm
14cm
3,3 dpt
1 : 1
Tokina 100mm f/2.8 AT-X M100 AF Pro D
100mm
30cm
14cm
3,3 dpt
1 : 1
Canon 180mm f/3.5 L USM Macro
180mm
48cm
24cm
2 dpt
1 : 1
Objektiv für Nikon Kameras Brennweite Naheinstell-grenze Abstand ab Objektiv Dioptrien Äquivalent Abbildung Links
Nikon F AF-S DX Micro-Nikkor 40mm f/2.8 G
60mm
21cm
9cm
5 dpt
1 : 1
Nikon F AF-D Micro-Nikkor 60mm f/2.8 G
60mm
21cm
9cm
5 dpt
1 : 1
Nikon F AF-S DX Micro-Nikkor 85 mm f/3.5 G ED VR
85mm
29cm
15cm
3,4 dpt
1 : 1
Nikon F AF-S VR Micro-Nikkor 105 mm f/2.8 G IF-ED
100mm
31cm
14cm
3,2 dpt
1 : 1
Nikon Z 105mm 2.8G VR Macro
105mm
xxxcm
xxxcm
xxx dpt
1 : 1
Objektiv für Sony Kameras Brennweite Naheinstell-grenze Abstand ab Objektiv Dioptrien Äquivalent Abbildung Links
Canon EF-S 60mm f/2.8 Macro USM
(mit RF-Adapter)
60mm
20cm
9cm
5 dpt
1 : 1
Canon RF 85mm f/2 IS STM Macro
85mm
35cm
17cm
2,8 dpt
1 : 1
Sony FE 90mm f2.8 Macro G OSS
90mm
28cm
16cm
3,5 dpt
1 : 1
Canon EF 100mm f/2.8 Macro USM
100mm
30cm
14cm
3,3 dpt
1 : 1
Canon EF 100mm f/2.8 L Macro IS USM
100mm
30cm
14cm
3,3 dpt
1 : 1
Canon RF 100mm f/2.8L IS USM Macro
100mm
30cm
14cm
3,3 dpt
1 : 1
Tokina 100mm f/2.8 AT-X M100 AF Pro D
100mm
30cm
14cm
3,3 dpt
1 : 1
Canon 180mm f/3.5 L USM Macro
180mm
48cm
24cm
2 dpt
1 : 1
Objektiv für MFT-Kameras Brennweite Naheinstell-grenze Abstand ab Objektiv Dioptrien Äquivalent Abbildung
Panasonic Lumix G 45mm F2.8 Macro
45mm
15cm-50cm
1cm-35cm
6,6 dpt
1 : 1
Olympus M.Zuiko 60mm F2.8 Macro
60mm
35cm
10cm
2,8 dpt
1 : 1

Brennweite der Makro-Objektive

Die unterschiedlichen Kamerahersteller bieten viele verschiedene Makro-Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten an. Durchgesetzt haben sich in der Unterwasserfotografie eigentlich die Brennweiten 60 und 100mm. Doch auch mit diesem Brennweiten müssen Kompromisse gemacht werden, denn beide Brennweiten 60mm und 100 bzw. 105mm haben vor und Nachteile.

Die Auswahl des Objektivs hängt hauptsächlich von zwei Größen ab. Der Naheinstellgrenze und der Arbeitsdistanz.

Die Naheinstellgrenze gibt an bis zu welcher minimalen Distanz das Objektiv noch scharf stellen kann. Die Nahgrenze der Makro-Objektiven gibt gleichzeitig an, wie weit die Kamera vom Objekt entfernt sein muss, um eine 1:1 Abbildung zu erreichen.

Diese liegt bei Canons 60mm f2.8 Macro bei 20cm, für das 100mm f2.8 hingegen bei 30cm gemessen ab dem Sensor. Um die Lage des Sensors in der Kamera zu markieren wird üblicherweise ein kleiner durchgestrichener Kreis als Symbol verwendet.

Die Nahgrenze einer Makrolinse ist Abhängig von der Brennweite. Der Vergrößerungsfaktor ist unabhängig von der Brennweite immer 1:1
Die Nahgrenze einer Makrolinse ist Abhängig von der Brennweite. Der Vergrößerungsfaktor ist unabhängig von der Brennweite immer 1:1

Der zweite Faktor ist die effektive Arbeitsdistanz, also der Abstand zwischen Objektiv und Objekt. Diese Größe ist für die praktische Fotografie von größerer Bedeutung und auch unter Wasser leichter zu schätzen.
Diese Arbeitsentfernung ist vor allem dann wichtig, wenn ein scheues Tier oder in Löcher und kleine Höhlen fotografiert werden soll. Hier ist ein Abstand von 9cm wie beim 60mm Macro von Canon schon recht nah. Bei einer solch geringen Distanz kann es sein, dass man mit dem Port gegen Korallen oder Steine stoßen würde. Mit einem 100mm Macro würde die selbe Vergrößerungsleistung bei einem Abstand von 15cm erreicht werden.
Größere Brennweiten entfallen wie schon beschrieben aufgrund der Sichtbedingungen unter Wasser.

Makro Objektive mit kurzer Brennweite (40-70mm)

Gerade für Einsteiger ist das 60mm Objektiv oft die bessere Wahl. Durch die verkürze Brennweite verringert sich auch die Gefahr das Bild zu Verwackeln. Bei gleichem Abstand ist der Bildwinkel vergrößert und ermöglicht dadurch auch das Festhalten größerer Objekte auf dem Sensor. Gerade Schnecken lassen sich mit dem 60mm gut fotografieren. Aber auch bei schlechten Sichtverhältnissen ist das 60mm Makro besser geeignet. Durch den kurzen Arbeitsabstand reduziert sich die Anzahl der Schwebteilchen zwischen Objekt und Linse.

Für Nachttauchgänge wird auch häufig das 60mm Macro eingesetzt, da der Autofokus etwas schneller arbeitet, als beim 100er Macro.

Um ein kleines Lebewesen wirklich groß auf dem Sensor abzubilden ist bei einer kurzen Brennweite ein geringerer Abstand erforderlich. Das kann zu einem Unterschreiten der Fluchtdistanz führen.
Einige Tiere wie Schnecken oder kleine Fische werden versuchen zu fliehen, bei giftigen Tieren oder Drückerfischen kann diese Nähe zu Verteidigungsmaßnahmen führen.

Hier ist es empfehlenswert sich über die Verhaltensweisen der zu beobachtenden Lebewesen genau zu informieren. Dies erhöht auch die Chancen auf bessere Bilder.

Makro Objektive mit langer Brennweite (90-150mm)

Bei größeren Abständen oder kleineren Objekten sielt das 100mm Macro seine Stärken aus. Nicht weil es das Objekt stärker vergrößert (der Abbildungsmaßstab ist gleich!), sondern da man auch in engen Umgebungen nicht so schnell an Steine stößt oder sich in Spalten hineinquetschen muss. Außerdem wird durch die größere Brennweite eine bessere Freistellung möglich.

Das schönere Bokeh und den größeren Arbeitsabstand erkauft man sich jedoch mit einer erhöhten Verwacklungsgefahr. Hinzu kommt, der Autofokus, der vorallem unter schwierigen Lichtbedingungen suchend vor und zurückfährt. Aus diesem Grund sollten in der Makrofotografie zusätzliche Blitze und Fokuslichter zur Anwendung kommen.

Makro-Ports für die Unterwasserfotografie

In der Makrofotografie kommen Ports mit flacher Scheibe zum Einsatz. Das hat zwei Gründe. Zum einen behält die flache Scheibe, den unter Wasser auftretenden Vergrößerungseffekt bei. Außerdem lassen sich so zusätzliche Nahlinsen montieren, mit denen Supermakros unter Wasser erzeugt werden können.

Die entsprechenden Ports für DSLRs sind abhängig von Gehäuse- und Kamerahersteller sowie dem verwendeten Objektiv.

Der passende Macro-Port schütz nicht nur das Objektiv, sondern erlaubt aufgrund der Bauweise auch den Einsatz von Nahlinsen.

Welche Ports zu welchem Objektiv passen, kannst du in den Port-Charts der verschiedenen Hersteller nachschlagen. Allerdings musst du beachten, dass sich einige Systeme aus mehreren Einzelteilen (Port und Zwischenringe) zusammensetzen.

Aquatica Ports
als Port Charts im PDF-Format

Gates Ports
bei Backscatter

Ikelite Ports
als Suchmaske auf der Webseite

Isotta Ports
als einzelne PDF auf der Webseite

Marelux Ports
als Port Charts auf der Webseite

Nauticam Ports
als Port Charts im PDF-Format

Olympus Ports
als Suchmaske auf der Webseite

Sea&Sea Ports
Auf der Webseite

Seacam Ports
als Filter auf der Webseite

Subal Ports
als Port Charts im PDF-Format

Zen Ports
bei Backscatter

Welches Makro-Objektiv kommt bei dir zum Einsatz? Was gefällt dir daran und vor welche Schwierigkeiten stellt es dich eventuell?
Schreib es gerne in die Kommentare.

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