Unterwasserblitz oder Lampe

Kaum eine Frage taucht in den Foren und auf Facebook-Seiten so oft auf wie die, welches System für die Belichtung unter Wasser besser ist. Blitze oder Videolampen. Mit der aktuellen LED-Technik werden die Videolampen immer lichtstärker und kompakter und so zu einer ganz brauchbaren Alternative zum Blitz.

Vorab muss ich dich vielleicht enttäuschen. Wenn es um Fotos geht, hat der Blitz 2024 immer noch eindeutig die Nase vorn. Das heißt aber nicht, dass mit Lampen keine guten Fotos möglich sind und wenn du auch Videos machen willst, kommst du um Lampen nicht herum

Wenn du eine schnelle Übersicht über die Vor-und Nachteile der verschiedenen Systeme suchst, findest du eine Liste am Ende der Seite.

Aber lass uns mal im Detail auf die verschiedenen Lichtquellen schauen.

Klassische Tauchlampen

Bei den Lampen musst du unterscheiden zwischen der einfachen Tauchlampe und speziellen Videoleuchten. Die klassische Tauchlampe eignet sich nämlich nur bedingt für die Fotografie unter Wasser.

Was beim Tauchen gewünscht ist, kann bei der Fotografie zu unschönen Ergebnissen führen. Der enge, fokussierte Lichtkegel vieler Tauchleuchten ist zum Zeigen, suchen und Signalisieren optimal und blendet auch deinen Tauchpartner nicht. Nutzt du diese Lampe allerdings zur Fotografie, wirst du mit der Kamera-Automatik immer mit überbelichteten Stellen im Bild zu kämpfen haben. Für eine schnelle Dokumentation mag eine Tauchlampe ausreichen, wirklich schöne, gleichmäßig, ausgeleuchtete Bilder entstehen damit in den seltensten Fällen.

Hier einige Beispiele wie sich das Leuchtbild einfacher Tauchlampen verhält.

Auf diesen Bildern wird deutlich, dass es mit einer Tauchlampe so gut wie immer zu Randabschattungen und hellen Stellen (HotSpots) im Bild kommt.

Die meisten Taucher sind in der Regel schon mit Tauchlampen ausgestattet oder wollen sich auf die Tauchlampe beschränken. Wenn du dir für deine Unterwasseraufnahmen also keine separate Videolampe anschaffen willst, solltest du beim Kauf deiner Lampe darauf achten, dass der Abstrahlwinkel möglichst etwas breiter oder fokussierbar ist. Mit einem Winkel von 70° sind im Nahbereich schon gelungene Aufnahmen möglich.

Trotzdem wirst du bei einer Tauchlampe aber immer mit Kompromissen leben müssen, da die Lichtverteilung selten wirklich gleichmäßig ist und bei günstigen Lampen oder eine bunte Korona um den Lichtpunkt zu sehen ist.

Wie du mit einer Tauchlampe trotzdem brauchbare Ergebnisse erzielen kannst liest du im Artikel bessere Bilder mit der Tauchlampe.

Video und Fotolampen

Anders sieht es mit speziellen Videolampen aus.
Hier liegt die Stärke eher in einem breiten gleichmäßigen Lichtstrahl, als in der Leuchtweite. Gerade bei sehr breit strahlenden Lampen verliert sich der Schein dieser Lampen meist nach zwei bis drei Metern.

Dafür ist im optimalen Fall das Leuchtbild sehr gleichmäßig und der Raum vor der Kamera wird gleichzeitig sehr flächig ausgeleuchtet. Aus diesem Grund ist die Verwendung einer Videolampe für Fotos und Filme einer reinen Tauchlampe immer vorzuziehen.

Taucher an der Steilwand in Wallhausen am Bodensee mit einer Canon G7X II Unterwasserkamera im Fantasea Gehäuse
Mit einer guten Videoleuchte bilden sich keine Hotspots im Bild und der Lichtkegel läuft weich aus

Auf die Bauweise kommt es an

Videoleuchten, die mit einer flachen Glasscheibe ausgestattet sind, werben meist mit einem Abstrahlwinkel von 120°. Häufig bezieht sich diese Angabe auf den Leuchtkegel an Land. Unter Wasser sorgt die Brechung des Lichts an der Planscheibe dafür, dass sich dieser Winkel verkleinert.

Der Abstrahlwinkel professioneller Videoleuchten wird durch das Dome-Frontglas deutlich breiter.
Hier die Weefine Smart 6000 im Vergleich zur Keldan 4x (Foto: Keldan)

Um diesen Effekt zu reduzieren, setzen Hersteller wie Keldan , Weefine oder Easydive auf gewölbte Frontscheiben, die einen Abstrahlwinkel von 110° bis 140° unter Wasser erreichen. Damit lässt sich fast das gesamt Sichtfeld von Weitwinkel-Objektiven mit einer Brennweite von 15mm ausleuchten. Für optimale Ergebnisse über den gesamten Aufnahmewinkel hinweg, empfehle ich dir aber mindestens zwei Lampen zu nutzen.

Vorteile von Videoleuchten

Doch nicht nur der Abstrahlwinkel von Videoleuchten unterscheidet sich von den Tauchlampen. Anders als bei Tauchlampen, liefern die meisten Videolampenhersteller eine Befestigung für die Leuchte, direkt mit. Üblich sind hier der “Ball-Mount” und der YS-Adapter, mit denen die Lampe an flexible Arme oder direkt an das Kameragehäuse montiert werden kann. So bist du beim Ausrichten der Lampe flexibel und siehst so schon schon vor dem Auslösen, was momentan angestrahlt wird. Damit lässt sich das mögliche Endergebnis schon vorher besser erahnen, als bei der Fotografie mit einem oder mehreren Blitzen.

Außerdem erleichterst du dem Autofokus deiner Kamera die Arbeit, da vor allem im Makrobereich immer genug Licht zum Fokussieren vorhanden ist. Mit einer guten Videolampe werden übrigens auch unter Wasser Serienbildaufnahmen möglich, die mit einem Blitz aufgrund der Wiederaufladezeit so nicht umsetzbar wären. Ebenso die Videoaufnahmen.

Ein weiterer Vorteil der Videolampen ist die meist unkomplizierte Bedienung und der kompakte und pflegeleichte Aufbau. Einzelne stabile Bedienelemente und ein im Idealfall Metall-Lampenkörper machen die Leuchten deutlich stabiler als preislich vergleichbare Blitze.

Nachteile von Videoleuchten

Leider haben auch die Videoleuchten für unter Wasser ihre Nachteile. So ist es mit diesen Lampen im eingeschalteten Zustand nur bedingt möglich, sich scheuen Tieren zu nähern, ohne diese zu verscheuchen.
Gerade Mandarin-Fische reagieren extrem empfindlich auf weißes Licht. Für diesen Zweck haben einige Hersteller zusätzlich zu den weißen auch rote LEDs verbaut, auf das viele Wasserlebewesen nicht reagieren.
Bei Videolampen erfolgt das Umschalten von Rotlicht auf weißes Licht allerdings von Hand, und kostet oft wertvolle Zeit vor dem eigentlichen Auslösevorgang.

Genauso nervig, wie für die Tiere, ist das Dauerlicht auch für deine Mittaucher. Aus diesem Grund greifen auch technische Taucher meist auf Blitze zurück, da diese bei der Kommunikation unter Wasser nicht stören und andere Taucher, wenn, dann nur kurzzeitig blenden.

Aber was spricht bei den ganzen Vorteilen der Lampen dann eigentlich noch für Unterwasserblitze?

Unterwasserblitze

Vergleicht man die Unterwasserblitze mit den Videolampen ist der Vorteil dieser Geräte nicht sofort greifbar. Mit beiden Systemen lassen sich korrekt belichtete Bilder mit leuchtenden Farben erzeugen, und das mit Videoleuchten scheinbar viel, viel schneller und einfacher. Aber Blitze spielen ihre Vorteile dann aus, wenn mehr im Bild zu sehen sein soll, als nur ein Macro-Motiv.

Vorteile von Blitzen unter Wasser

Es gibt aber noch einige andere Vorteile. 
Durch die Steuerung des Blitzes per TTL, kann die optimale Beleuchtungsstärke von Kamera und Blitz automatisch angepasst werden. Aber auch bei der manuellen Steuerung bietet der Blitz in den meisten Fällenl deutlich mehr Dimmstufen als jede Lampe. Hier ziehen die Lampenhersteller nach und Keldan, Weefine und Kraken bieten Lampen mit 10 und mehr Dimmstufen.

Das Größte Argument für Blitze, ist jedoch die spätere Bildqualität, die sich mit keiner Lampe erreichen lässt.

Durch die kurze Abbrenndauer (der Blitz feuert seine gesamte Leistung in 1/32000 Sek. ab) friert sämtliche Bewegungen unter Wasser ein. Besonders bei bewegten Motiven macht sich diese Eigenschaft bemerkbar. Wo bei der Lampe noch Bewegungsunschärfen im Bild sichtbar sind, ist das mit dem Blitz gemachte Bild, knackscharf. 

Auch die enorme Lichtleistung des Blitzes wird von keiner Lampe erreicht. Daher sind Bilder im starken Gegenlicht eine Fototechnik, die der Fotografie mit Blitz vorbehalten bleibt. Das erweitert die kreativen Möglichkeiten um ein vielfaches.

Ein weiterer Vorteil den gute Blitze bieten, ist wie bei hochwertigen Videolampen, die Option ein rotes Fokuslicht einzuschalten. Der Unterschied liegt hierbei jedoch in der Abschaltautomatik, die in den Blitzen verbaut ist. Das bedeutet, sobald du die Kamera auslöst, wird das Fokuslicht abgeschaltet und der externe Blitz zündet gleichzeitig. Um diesen Effekt mit einer Videolampe zu erreichen, müsstest du entweder einen Rotfilter auf der Lampe verwenden werden und kurz vor dem Auslösen entfernen oder eine entsprechende Lampe händisch von Rotlicht auf Weißlicht umschalten.

Nachteile von Unterwasser-Blitzen

Wo viel Licht ist, ist auch Schatten – und auch Blitze haben Nachteile.
Anders als bei den Lampen ist es nur bedingt möglich abzuschätzen, wohin die Blitze genau strahlen. Aus diesem Grund sind viele Taucher (mich leider zu oft eingeschlossen) mit einer Standard-Konfiguration unterwegs, die das Bild gleichmäßig ausleuchtet aber wenig kreative Abwechslung bietet. Wir wollen ja kein gutes Bild verpassen. Richtig gute Bilder entstehen aber erst, wenn du das Licht gezielt einsetzt.

Außerdem gibt es bei den Blitzen eine Eigenschaft, die Lampen nicht haben: Die sogenannte Wiederaufladezeit. Jeder Blitz, der mit nahezu voller Leistung blitzt, kann nur eine Begrenzte Anzahl an Blitzen abfeuern. Ist der verbaute Kondensator leer, müssen die Akkus diesen zunächst nachladen, bis weitere Fotos mit Beleuchtung möglich sind. Bei Kompaktkameras ist der limitierende Faktor der kamerainterne Blitz. Systemkameras mit Blitzschuh-Anschluss hingegen, bringen den externen Blitz an sein technisches Limit.

Fazit und Zusammenfassung Blitze vs. Lampen

Für die Beleuchtung von Bewegtbildaufnahmen gibt es keine Alternative zu den Videoleuchten.
Wenn du dir jedoch unschlüssig bist, ob du unter Wasser eher fotografieren oder filmen willst, ist eine gute Videoleuchte die deutlich flexiblere Lösung. Auch für Anfänger ist die Verwendung von Videolampen deutlich einfacher und wesentlich unkomplizierter als die Beleuchtung mit einem Blitz. Und um ehrlich zu sein, sind Videolampen mit 3000 Lumen und mehr gerade im Nahbereich und für Makros absolut ausreichend.

Wenn du jedoch Wert auf gestochen scharfe Bilder, mit brillanten Farben und Kontrasten legst, wirst du um einen Blitz kaum herumkommen. Auch bei Weitwinkelaufnahmen bist du auf die Qualitäten, wie die hohe Lichtleistung eines Blitzes angewiesen. Gleichzeitig lassen dich die kurzen Belichtungszeiten mit dem Blitz, schnellere Meeresbewohner fotografisch festhalten und ihre Bewegungen scheinbar einfrieren. Und selbst wenn die Videoleuchten etwas einfacher in der Handhabung sind, ist auch die Bedienung von Unterwasserblitzen eigentlich kein Hexenwerk.

Die Grundlagen zum Blitzen unter Wasser findest du hier

Tauchlampen

Videolampen

Blitze

Zu welcher Fraktion gehörst du?
Nutzt du eher Blitze, Lampen oder wechselst du sogar gelegentlich?
Schreib es mir gerne in die Kommentare.

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